Bilateraler Eklat nach Streit um Parthenon-Fries
Der britische Premier Rishi Sunak hat ein in London geplantes Treffen mit seinem griechischen Amtskollegen sehr kurzfristig abgesagt, nachdem Kyriakos Mitsotakis in einem BBC-Interview die Rückgabe der im British Museum ausgestellten Skulpturen aus dem Parthenon-Fries gefordert hatte. Kommentatoren sehen die Schuld für den diplomatischen Eklat in beiden Hauptstädten.
Eingeschnappter Premier macht sich lächerlich
Rishi Sunaks Verhalten lässt an seiner Kompetenz als Staatsmann zweifeln, findet The Independent:
„Der Premier muss wohl gedacht haben, dass es ihm gut zu Gesicht stünde, sich mit einem Nato-Verbündeten in einen kindischen Streit zu verwickeln. ... Niemand außerhalb von 10 Downing Street kann das nachvollziehen. Warum um alles in der Welt sollte man Mitsotakis nicht in Downing Street begrüßen, um anschließend zu erklären, dass man eine konstruktive Diskussion hatte, aber sich über das Fries nicht einig ist? Warum sollte man nicht darauf Wert legen, mit ihm an gemeinsamen Problemen der illegalen Migration zu arbeiten?“
Londons Position klarstellen
Transparenz ohne Affront wäre die bessere Haltung gewesen, findet The Daily Telegraph:
„Sunak ist unserer Meinung nach zu recht der Überzeugung, dass die Skulpturen in London bleiben sollten. Möglicherweise herrscht in Athen Verwirrung bezüglich der aktuellen britischen Einstellung. Boris Johnson sprach sich einst für die Rückführung der Skulpturen aus. ... Er hat aber seine Meinung geändert. Der Vorsitzende des Museums und ehemalige Schatzkanzler George Osborne ließ die Leihgabe der Marmor-Kunstwerke an Athen prüfen. Aber nur wenige glauben, dass eine solche Leihgabe wirklich vorübergehend bleiben könnte. Sunak hätte die Chance nutzen sollen, seine Position darzulegen – ohne einen diplomatischen Bruch zu vollziehen.“
Kontraproduktive Haltung in Athen
Efimerida ton Syntakton ärgert sich über die Regierung Mitsotakis:
„Wir wissen nicht, ob das Thema der Parthenon-Skulpturen und Mitsotakis' Interview-Aussagen die alleinigen Gründe für die Absage des Treffens waren. Oder ob der für seine Launenhaftigkeit bekannte Herr Sunak unter dem Druck der niedrigen Umfragenwerte entschied, seinem eigenen, ultrakonservativen Publikum zu schmeicheln. ... Aber wir wissen, dass die griechische Seite das Thema vorläufig in eine Sackgasse geführt hat. Die Vorgehensweise der Regierung untergräbt alle Fortschritte, die bisher in internationalen Foren, Organisationen, Konferenzen, wissenschaftlichen und diplomatischen Kanälen erzielt wurden.“
Jetzt eine neue Initiative starten
Griechenland sollte diese Gelegenheit nutzen, meint Phileleftheros:
„Die britische Seite hat im Laufe der Zeit behauptet, dass keine antiken Schätze zurückgegeben werden können, weil dies auf einen 'gefährlichen Schlitterpfad' führen würde. ... Sie wollen damit sagen, andere Völker könnten dann auch nach ihren Kunstschätzen fragen! Diese Logik ist für uns nicht nachvollziehbar. Der Fehler des britischen Premiers bietet Griechenland also eine große Chance, das Thema wieder aufzugreifen und die Hilfe internationaler Organisationen für eine neue Initiative zur Rückgabe der gestohlenen Parthenon-Skulpturen zu gewinnen. Ein großer Teil der Briten ist für die Rückgabe, weil sie verstehen, dass ihr Land keine gestohlenen Kunstschätze besitzen sollte.“