Zum Tod der Fußball-Legende Franz Beckenbauer
Eine der bedeutendsten Größen im deutschen Fußball ist tot: Franz Beckenbauer starb am Sonntag mit 78 Jahren. Der "Kaiser" begeisterte durch seine besondere Eleganz und Leichtigkeit, errang als Spieler und Trainer etliche Meistertitel und holte die WM 2006 nach Deutschland. Kommentatoren erinnern sich.
Die Libero-Ikone
Beckenbauer hat als Spieler Fußball dauerhaft verändert, erinnert sich The Guardian:
„Er war gutaussehend, charismatisch und unaufgeregt, ein Spieler von müheloser Eleganz, der all jene erzürnte, die meinten, dass es beim Fußball nur um Fleiß, Schweiß und Arbeit gehe. Er war technisch begabt und sah Dinge, die andere nicht sahen. Schon im Teenagealter war klar, dass Beckenbauer auf höchstem Niveau spielen würde. Aber in welcher Position? Das war niemandem klar. Und so erfand Beckenbauer quasi eine Rolle für sich selbst. Und heute gilt er als das Vorzeigebeispiel eines Libero. ... Als Spieler hat er dadurch, dass er war, wie er war und ohne es konzipieren zu müssen, die Art und Weise, wie gespielt wurde, verändert. Er war ein aus der Zeit gefallener Spieler und hat den Fußball an sich angepasst.“
Fußballwelt ist ärmer geworden
Die Sportzeitung Gazeta Sporturilor ist betrübt:
„Neben der deutschen Nationalmannschaft war Beckenbauer auch mit dem FC Bayern München sein ganzes Leben verbunden, wo er Spieler, Trainer und schließlich Präsident war. Zu Recht spricht man von einer Ära und Schule Beckenbauers, wie sie [der niederländische Fußballspieler Johan] Cruyff in Barcelona und darüber hinaus begründete. Beide haben den Fußball weiterentwickelt, ihn reicher gemacht. ... Mit dem Tod des Kaisers ist der Fußball, nachdem bereits Cruyff 2016, Maradona 2020 und Pelé 2022 gestorben sind, ärmer geworden. Eine Welt ist untergegangen oder sie steht kurz davor.“
Auf Augenhöhe mit Staatsmännern
Laut Aargauer Zeitung wurde Beckenbauer fast alles verziehen:
„Beckenbauer strahlte über den Fussball hinaus. Gesellschaftlich bewegte er sich auf Augenhöhe mit Bundespräsidenten und Bundeskanzlern, mit Wirtschaftskapitänen und Show-Stars. ... Sein Stern leuchtete so hell, dass man ihm auch Fehltritte verzieh. Dreimal verheiratet, fünf Kinder von drei Frauen, eines unehelich. Und das im erzkatholischen Bayern? Geschenkt. Steuerhinterziehung in den Siebzigern? Rasch vergessen. ... Erst der Skandal um Stimmenkauf bei der WM-Vergabe 2006 sorgte für Kritik. Nachhaltig beschmutzt wurde sein Lebenswerk ... nicht.“
Er gab den Deutschen die Leichtigkeit
Für den Kurier verstand es Beckenbauer meisterhaft, dem Leben die Schwere zu nehmen:
„In den Hunderten Videoclips, die derzeit durch das Internet flimmern, ist ein Mann zu erkennen, der etwas vollbracht hat, das schwerer kaum hätte sein können: Franz Beckenbauer, der Kaiser, gab den Deutschen die Leichtigkeit. Und auch abseits des Rasens verstand es der bayrische Arbeitersohn, der zum Weltbürger geworden war, nahezu jedem Moment die Schwere zu nehmen. Wenn das keine Leistung ist!“