Tsipras präsentiert Reformplan
Griechenlands Premier Alexis Tsipras hat am Mittwoch einen Reformplan vorgelegt, den er selbst als realistisch bezeichnete. Laut Medienberichten ist die Eurogruppe Athen bei ihren Auflagen für die Auszahlung weiterer Kredite entgegengekommen. Die Gläubiger-Staaten sind an die Grenzen der Belastbarkeit gelangt, mahnen Kommentatoren und raten Tsipras, endlich einzulenken.
Tsipras muss Zugeständnisse machen
Die griechische Regierung kann von den EU-Partnern nur wenig Kompromissbereitschaft erwarten, daher sollte sie größere Zugeständnisse machen, fordert der konservative Europaabgeordnete Brian Hayes in der konservativen Tageszeitung Irish Independent: "Es sollte im Interesse aller sein, dass Griechenland in der Eurozone bleibt. Wir wollen, dass die Griechen diese Krise bewältigen, und es gibt eine klare Unterstützung durch die europäischen Partner. Doch es kann keine Einigung erzielt werden, die auf Kosten der Steuerzahler in Europa geht. Die Gläubiger-Länder haben nur einen beschränkten Spielraum für Zugeständnisse. Wir dürfen nicht vergessen, dass jegliches neues Programm von nationalen Parlamenten abgesegnet werden muss. ... Alexis Tsipras und seine Regierung sollten endlich erkennen, dass ihr ständiger Verweis auf die von Syriza im Wahlkampf gemachten Versprechungen in diesen Verhandlungen keine Option mehr darstellt."
Macho-Art schadet Athens Glaubwürdigkeit
Athen muss jetzt endgültig seine Verhandlungstaktik ändern, fordert die konservative Tageszeitung Kathimerini: "Ein Großteil des europäischen Establishments, und das nicht nur in Berlin, sieht Griechenland als einen verlorenen Fall an. Es mag ungerecht sein, ist aber so. Die leeren geopolitischen Drohungen sind zum Bumerang geworden. Wie die Oxford-Professorin Kalipso Nikolaidi gestern meint, ist es besser, die anderen sagen 'Vorsicht, Griechenland wird zusammenbrechen', als wenn Athen dies selbst als Argument nutzt. ... Die Macho-Art der griechischen Regierung verkauft sich sehr gut im Inland, aber im Ausland zerstört sie alles. Und am Ende hat jede Episode der Verhandlungen Folgen für die Glaubwürdigkeit des Landes und seine Führer. Nun ist die Zeit gekommen, dass Herr Tsipras zeigt, dass er erstens ein gutes Abkommen erzielen und zweitens dieses auch umsetzen kann."
Wenn sich die EZB einmischt, wird es ernst
EZB-Chef Mario Draghi hat sich am Mittwoch zum Schuldenstreit zwischen Griechenland und der EU geäußert und auf eine "starke Vereinbarung" gedrängt. Sobald sich die Europäische Zentralbank einmischt, stößt die griechische Taktik an ihre Grenzen, ist die linksliberale Wirtschaftszeitung Cinco Días sicher: "Die griechischen Behörden haben bislang auf eine endlose Ausdehnung der Verhandlungen gesetzt. Diese wurden mit viel Humor geführt und ohne den Kreditgebern und Bündnispartnern auch nur halbwegs glaubwürdige oder akzeptable Vorschläge zu präsentieren. Doch wenn die EZB ernst macht, wenn sie den Geldhahn für die Liquidität der Banken wirklich zudrehen und die Finanzierung des Haushalts blockieren sollte, bliebe Athen nichts anderes übrig, als aufzugeben."