Muss Nordkorea als Atommacht anerkannt werden?
Nordkorea hat nach dem jüngsten Test einer Interkontinentalrakete verkündet, das gesamte Gebiet der USA sei nun in Reichweite seiner Atomraketen. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Test, die USA kündigten weitere Sanktionen an und forderten auch China auf, seine Öllieferungen zu stoppen. Kommentatoren sind skeptisch, ob ein Weg darum herum führt, Pjöngjang als Atommacht anzuerkennen.
Nun gilt es die Kröte zu schlucken
Man muss den Tatsachen nun ins Auge blicken und Nordkorea als Atommacht akzeptieren, mahnt Jyllands-Posten:
„Der Westen darf sich nicht selbst belügen. Sanktionen werden nach und nach der nordkoreanischen Planwirtschaft schaden, aber es werden immer Mittel bleiben, um das Raketen- und Atomprogramm fortzusetzen. Die Zivilbevölkerung wird es treffen, aber schärfere Sanktionen werden Kim nicht schrecken. ... Es bleibt die bittere Erkenntnis, dass ein weiteres Land Atommacht geworden ist. Es gibt keinen anderen Weg, als die eine oder andere Form eines formalisierten Dialogs mit dem Regime in Pjöngjang einzuleiten. Das ist eine Riesenkröte, die geschluckt werden muss, nicht zuletzt für die USA, die totalen Schiffbruch erlitten haben mit ihrem Versuch zu verhindern, dass Nordkorea Atommacht wird.“
Vielleicht hat Trump es längst eingesehen
Möglicherweise haben die Generäle Trump schon längst überzeugt, dass ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel unklug wäre, mutmaßt Kolumnist Gwynne Dyer in Cyprus Mail:
„Wir sollten nicht erwarten, dass Trump an die Öffentlichkeit geht und den Amerikanern erklärt, dass es keine guten militärischen Optionen für die USA [gegen Nordkorea] gibt. Er wird ihnen nicht sagen, dass sie letztlich in einem Zustand der gegenseitigen Abschreckung mit Nordkorea leben müssen. ... Aber es wäre ausreichend, wenn er das selbst einsieht. Trump ist ignorant und bombastisch, aber er ist nicht dumm. Wenn seine Generäle ihm die Tatsachen oft genug vorhalten, kann er überredet werden, sich mit entsprechender Vorsicht zu verhalten. Er kann allerdings nicht überredet werden, seine Rhetorik abzumildern. ... Wir sind aber vielleicht sicherer, als wir denken.“
Einen Keil zwischen die Eliten treiben
Welche neuen Wege die Weltgemeinschaft im Umgang mit Nordkorea gehen könnte, überlegt auch Helsingin Sanomat:
„Theoretisch am effektivsten wären wohl Maßnahmen, die bei der Elite die Unzufriedenheit und den Wunsch nach Veränderung verstärken würden. Kim fürchtet seine Vertrauten mehr als sein Volk ... Doch das ist natürlich nicht einfach. Auch wenn ein Keil zwischen den Eliten Nordkoreas den Rüstungseifer des Landes bremsen könnte, so dürfte sich die Lage der gewöhnlichen Nordkoreaner kaum verbessern. Die Welt kann versuchen, Personen Zuckerbrot anzubieten, die Kim Jong-un bremsen oder gar entmachten wollen. Aber es ist unwahrscheinlich, dass an Kims Stelle ein humaner Freund des Volkes tritt.“