Schadet Fire and Fury Donald Trump?
Seit Freitag ist das Buch Fire and Fury des Journalisten Michael Wolff über Donald Trump auf dem Markt. Es beschreibt Machtkämpfe im Weißen Haus und zeichnet ein negatives Bild der psychischen Verfasstheit des US-Präsidenten. Doch nicht alle Kommentatoren glauben, dass die Veröffentlichung Trump schaden wird.
Publikation für Trump ungefährlich
Das Buch von Michael Wolff kann Trump politisch kaum gefährlich werden, glaubt Jutarnji list:
„Meist handelt es von Konflikten innerhalb der Trump-Regierung, doch darüber ließe sich mit Blick auf jede Regierung schreiben. ... Wird das Buch die Wähler beeinflussen? Kaum. Trump hat während des ersten Jahres seines Mandats seine wirkliche Wählerschaft definiert: rund 35 Prozent der Amerikaner unterstützen trotz allem seine Politik weiter. Sie stört nichts an ihm und sie werden jedes Mal Trump zustimmen, dass mal wieder Fake News verbreitet werden, mit denen neidische Verlierer versuchen, ihm zu schaden.“
Erfolg ist das einzige, was zählt
Der Inhalt des Buchs ist irrelevant, solange Aktienmärkte und Wachstumszahlen Trump Erfolge attestieren, glaubt der Irish Independent:
„Ob er nun Big Macs im Bett isst oder nicht, Trump ist erfolgreich. Wenn er seinen ökonomischen Erfolg fortsetzen kann, wird der frühere Immobilienunternehmer mit einem massiven Vorsprung in die Wahl von 2020 vorpreschen. ... Die liberalen Eliten können also in ihren vornehmen Appartements an der Ostküste Amerikas über ihren Ausgaben von Fire and Fury hocken und die neuesten Enthüllungen sezieren. Sie mögen glauben, dass sie nur vier Jahre von Trumps Mätzchen überstehen müssen, bis er selbst sein Verderben herbeiführt. Aber solange der wirtschaftliche Erfolg anhält, kann Trump aus Sicht seiner Unterstützer im Bett Filets von Rehkitzchen verspeisen und sich seine Haare pink färben - er würde immer noch wiedergewählt werden.“
Nur Rücktritt kann größeres Unheil verhindern
Angesichts der Erkenntnisse hält hingegen Kaleva einen Rücktritt Trumps für möglich:
„Wenn nur ein Teil des Buches wahr ist, bestärkt es die Einschätzung, dass die Supermacht von einer unberechenbaren, instabilen Person geführt wird, die mit vielen in den Verantwortungsbereich des Präsidenten fallenden Angelegenheiten wenig vertraut ist. Positiv ist, dass Trump in der Weltpolitik bisher kein völliges Chaos angerichtet hat. In der Außen- und Sicherheitspolitik sind um ihn herum Personen wie Außenminister Rex Tillerson und Verteidigungsminister James Mattis, die man als Stimme der Vernunft bezeichnen kann. … Natürlich kann der Immobilienmilliardär noch viel Schaden anrichten, falls ihn die Russland-Affäre oder ein anderer Skandal nicht zu einem vorzeitigen Rücktritt zwingen. Das ist angesichts der vorliegenden Beweise sehr gut möglich.“
Schadensbegrenzung im Weißen Haus
Nicht viele neue Erkenntnisse liest der Journalist Andrej Brstovšek aus dem Buch heraus. Nur in einem Kapitel steht etwas Neues, beschreibt er in Dnevnik:
„Das Buch von Michael Wolff sagt in dem Teil am meisten aus, in dem es aufdeckt, dass die Menschen um Donald Trump herum sich seiner Defizite bewusst sind und dass sie versuchen, die Schäden dieser Defizite zu begrenzen. ... Die kommenden drei Jahre werden zeigen, ob die Behauptung stimmt, die im Gegensatz zur Annahme steht, der US-Präsident sei die mächtigste Person der Welt: nämlich, dass die politische Tradition und das System der Checks und Balances so stark sind, auch langfristig einen noch so komplizierten Bewohner des Weißen Hauses zu überleben.“