Wer soll Katalonien regieren?
Nach den katalanischen Regionalwahlen bleibt die Regierungsbildung kompliziert. Der bislang einzige Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten ist der in Belgien verweilende Carles Puigdemont, dem bei Wiedereinreise in Spanien Verhaftung droht. Parlamentspräsident Roger Torrent hat die Sitzung nun auf unbestimmte Zeit vertagt. Kommentatoren fordern die Politiker auf, ihre Sturheit aufzugeben.
Gewöhnen sich Katalanen an Zentralismus?
Mit der Verzögerungstaktik schaden sich die katalanischen Separatisten selbst, glaubt ABC:
„Die Separatisten könnten die Intervention durch Madrid selbst aufheben. Sie müssen nur einen 'sauberen' Kandidaten suchen. ... Er sollte im Land leben, nicht im Gefängnis sitzen und auf jeden Fall persönlich zur Wahl erscheinen; das ist jawohl nicht zu viel verlangt. ... Der Separatistenblock sollte wissen, dass Spanien kein Problem mit der Situation hat und dass es immer mehr Anhänger einer Rezentralisierung gibt. ... Die drei Monate der (weichen) Intervention haben außerdem gezeigt, dass die angebliche Zwangsverwaltung kein Weltuntergang ist. Wollen die Separatisten wieder an die Macht, wissen sie, was zu tun ist. Sie sollten sich aber sputen, sonst gewöhnen sich die Katalanen noch an die Übergangssituation. Dann wäre ihre politische Vormachtstellung ernsthaft bedroht.“
Don Quijote lässt grüßen
Mit literarischen Augen schaut Schriftsteller Cees Nooteboom auf den immer absurder werdenden Konflikt und empfiehlt in De Standaard die Lektüre alter Klassiker:
„Manchmal ist es schade, dass Cervantes nicht mehr lebt. Wie hätte der Autor von Don Quijote diese katalanischen Zustände genossen. ... Weder Rajoy noch Puigdemont haben etwas von machiavellischer Realpolitik begriffen. Sie haben sich gegenseitig in äußerst komplizierte Lagen manövriert. Die Aussicht auf ein endloses Martyriums oder Neuwahlen könnte beide den Kopf kosten. ... Vielleicht sollten die ermatteten Akteure mal wieder etwas Cervantes lesen. Vom Meister der unerwarteten Wendungen kann man auch Jahrhunderte später noch viel lernen. Schließlich ist es immer noch dasselbe Land. Zum Glück.“