Entspannung auf der koreanischen Halbinsel?
Süd- und Nordkorea haben für Ende April ein Gipfeltreffen ihrer Staatschefs vereinbart. Zudem erwägt Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un offenbar, mit den USA über die Aufgabe des nordkoreanischen Atomprogramms zu sprechen. Das ist erfreulich, meinen Kommentatoren, warnen aber zugleich vor einer möglichen Doppelzüngigkeit von Nordkoreas Diktator.
Einen Versuch ist es wert
Nordkorea bietet an, sein Atomwaffenprogramm zu stoppen, falls es Sicherheitsgarantien für das Regime gebe. Solch eine Chance für Verhandlungen darf man auf keinen Fall ungenutzt verstreichen lassen, findet El Periódico de Catalunya:
„Es wäre nicht das erste Mal, dass der Norden seine Versprechen bricht. Dennoch darf man solch ein Angebot nicht ausschlagen. Die Chancen für Verhandlungen müssen ausgelotet werden. In diesem Sinne wird die Haltung des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in entscheidend sein. Mehr noch als die von Trump. Der Haken ist, dass die Dialogbereitschaft zu einem Zeitpunkt kommt, an dem sich die Weltmächte auf ein neues Wettrüsten einstellen.“
Vielleicht ist alles nur ein Bluff
Auch, wenn jetzt alles nach Entspannung aussieht: Nordkorea könnte ein doppeltes Spiel spielen, warnt De Telegraaf:
„Der Schein kann auch trügen. Denn erst gestern zeigte sich mithilfe von Satellitenbildern Aktivität auf der kerntechnischen Anlage Yongbyon. ... Diese Erkenntnisse können das Ergebnis der Gespräche überschatten, die die südkoreanische Regierungsdelegation gestern mit den Nordkoreanern geführt hat. ... Die Frage ist ohnehin, ob das historische Treffen schnell zu besseren Beziehungen führen wird. Denn Präsident Moon Jae-in, der alles für die Verbesserung der Beziehungen mit Nordkorea tut, deutete bereits an, dass eine der Forderungen von Kim - das Ende der gemeinsamen Militärübungen von Seoul und Washington - vorläufig keine Option ist.“
Trumps harte Haltung trägt Früchte
Mit seinen Drohgebärden gegenüber Pjöngjang könnte der US-Präsident das nordkoreanische Regime zum Einlenken gezwungen haben, lobt The Independent:
„Wenn sich die aktuellen Entwicklungen als Anfang vom Ende der möglicherweise gefährlichsten globalen Sicherheitskrise unserer Zeit erweisen, dann muss man Donald Trump dafür besonders große Anerkennung zollen. Ob er nun immer wusste, was er tat, oder nicht - er folgte stets seinem Instinkt, beim Umgang mit Pjöngjang nicht länger herumzueiern. Das war zweifelsohne eine gefährliche Strategie. Sie könnte sich nun aber als zielführend erweisen. Barack Obama gewann den Friedensnobelpreis und erreichte danach in der schwierigen Nordkorea-Frage rein gar nichts. Nun scheint es gar nicht mehr unwahrscheinlich, dass irgendwann Trump den Preis bekommt.“