Parteichef von Frankreichs Konservativen tritt ab
In Frankreich hat Republikaner-Chef Laurent Wauquiez nach der Europawahl-Schlappe den Hut genommen. Die Nachfolgepartei der UMP von Ex-Präsident Sarkozy und größte konservative Partei Frankreichs hatte vor einer Woche nur 8,48 Prozent der Stimmen erreicht. Was der Rücktritt für Präsident Macron bedeutet, darüber gehen die Meinungen in der Presse auseinander.
Nutznießer Macron
Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist der Rücktritt nur folgerichtig:
„In Sarkozys alter Partei ist ... der Versuch gescheitert, sich inhaltlich der Politik von Marine Le Pen zu nähern. Er [Wauquiez] musste eine Erfahrung machen, die man auch aus Deutschland kennt: Eine im Kern bürgerliche Wählerschaft wandert nicht leichten Herzens ganz nach rechts, selbst wenn sie verunsichert oder unzufrieden ist. Und wenn doch, dann wählen die Leute das Original, in diesem Fall Le Pens Rassemblement National. Vom Verfall der Republikaner profitiert vor allem Macron, der jetzt der Anführer eines neuen bürgerlichen Lagers ist. Das könnte eine gute Ausgangsposition für die nächste Präsidentenwahl werden, auch wenn die noch in weiter Ferne liegt.“
Das wird den Präsidenten nicht freuen
Macron ist der eigentlich Leidtragende dieses Rücktritts, meint im Gegensatz dazu Le Point:
„Man kann sich lebhaft den Schmollmund vorstellen, den Emmanuel Macron am Sonntagabend gezogen haben muss, als Laurent Wauquiez seinen Rücktritt als Parteivorsitzender der Republikaner ankündigte. Das ist in der Tat keine gute Neuigkeit, denn Macron hatte an der Spitze der Konservativen einen Traum-Widersacher. ... Wenn Wauquiez 2022 zur Präsidentschaftswahl angetreten wäre, wäre das ein Segen gewesen. ... Niemals hätte der sich auf ein Bündnis mit Marine Le Pen eingelassen. ... Dieser Wille [von Wauquiez], zwischen seiner Partei und dem Ex-Front-National einen Damm aufrechtzuerhalten, war für Macron die Garantie für seine Wiederwahl gegen Marine Le Pen.“