Niederlande: Geht Freiheit der Schulen zu weit?
Der christliche Bildungsminister Arie Slob ist ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Er hatte orthodox-protestantische Schulen verteidigt, die von Eltern eine Erklärung gegen Homosexualität verlangen. Er berief sich dabei auf die Bildungsfreiheit, die es Schulen laut Verfassung erlaubt, ihre Weltanschauung zu vertreten. Inzwischen hat Slob eingelenkt, doch bleibt bei Kommentatoren ein fader Beigeschmack.
Bildungsfreiheit endet bei Diskriminierung
De Volkskrant ist empört:
„Es ist inakzeptabel, dass in einer mit öffentlichen Geldern finanzierten Einrichtung Kindern die Freiheit genommen wird, so zu sein, wie sind sind. Die ohnehin oft schon hohe Schwelle, sich zu Hause zu outen, darf in der Schule nicht noch weiter erhöht werden. Bildungsfreiheit und Selbstverwirklichung müssen kein Widerspruch sein: Solange Schulen ihre Freiheit nicht missbrauchen, um Menschen ungleich zu behandeln. Wenn sie das weiterhin tun, kommt sehr schnell der Zeitpunkt, an dem wir das beenden müssen.“
Schwierige Position
NRC Handelsblad weist daraufhin, dass der Bildungsminister zwischen den Stühlen sitzt:
„Der Zeitgeist hat sich geändert: Die Emanzipation von Homosexuellen steht bei Links bis Rechts auf der politischen Tagesordnung. Und die Freiheit des Individuums wird als wichtiger angesehen als die der Gruppe. Auch die Bildungsfreiheit steht unter Druck. Der gut einhundert Jahre alte Artikel in der Verfassung sollte eigentlich die Minderheit vor dem Druck der Mehrheit schützen, aber die gesellschaftliche Unterstützung für religiöse Standpunkte einer Minderheit nimmt ab. ... Slob ist in der Debatte wiederum bei seinen Anhängern unter Beschuss, weil er nach deren Ansicht die Bildungsfreiheit zu sehr einschränkt.“