Dubios, aber passend
Die registrierten User der Cinque Stelle sind mit den Politikern in Rom einer Meinung. Zum Glück.

Direkte Demokratie ist eine schöne Sache. Im Prinzip wenigstens. In Italien gibt es eine Partei, die Cinque Stelle, die dieses Prinzip in ihrer Gründungsphilosophie so radikal angelegt hat, dass es in äusserster Konsequenz die repräsentativen Institutionen der Republik obsolet machen würde. Die Parlamentarier? Überflüssig. Die prächtigen Plenarsäle von Senat und Abgeordnetenkammer? Museen.
Damit alles möglichst schnell und einfach funktioniert, haben die Fünf Sterne vor einigen Jahren eine Internetplattform eingerichtet, die den pompösen Namen Rousseau trägt. Betrieben wird sie von einer Privatfirma, ohne äussere Kontrolle. Auf dem Server von Rousseau sind 115'000 User eingeschrieben. Wer sie sind, weiss ausser der Partei und der Firma niemand.
Sie hielten nun aber das ganze Land einen Tag lang in Atem – und sagten schliesslich Ja zu einer Koalition aus Cinque Stelle und den Sozialdemokraten. Mit 79 Prozent. Immerhin. Damit deckt sich das dubiose Prozedere mit dem Prozess der letzten Wochen, dem verfassungsmässigen Ablauf einer Regierungsfindung in einer parlamentarischen Demokratie.
Giuseppe Conte sollte nun sein Kabinett bilden können. Hätte das pannenanfällige, intransparente, oft gehackte System Rousseau ihn gestoppt, wäre das eine mittlere Katastrophe gewesen – eine Verspottung des Parlaments, der Republik, der Demokratie.
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