Mob wütet gegen Flüchtlinge in Clausnitz
Im sächsischen Clausnitz haben rund 100 Demonstranten ankommende Flüchtlinge beschimpft, während diese sich vor Angst nicht aus dem Bus trauten. Das zeigt ein Video im Internet. Auf einem weiteren ist zu sehen, wie ein Polizist gewaltsam einen Minderjährigen aus dem Bus zerrt. Für die deutsche Presse ein Beweis dafür, wie sehr die Gesellschaft bereits verroht ist.
Fremdenfeinde brauchen Demokratie-Nachhilfe
Dass in diesen Tagen die Fremdenfeinde in Sachsen den Slogan "Wir sind das Volk" benutzen, zeigt, dass sie die Demokratie nicht verstanden haben, meint der liberal-konservative Tagesspiegel:
„Der anmaßende Ruf der Fremdenfeinde ist nicht nur der pegidanische Missbrauch des einstigen Bürgerrechts-Slogans. Er soll vielmehr bedeuten, wir, die Protestierer, sind der eigentliche demokratische Souverän. Wir sind die aufschreiende Vorhut der zu lange schweigenden Mehrheit. Dies freilich zeigt wie bei so vielen radikalen neuen Protestbewegungen ein grundlegendes Missverständnis von Demokratie. Denn rechtsstaatliche Demokratie bedeutet nicht einfach die Macht der Mehrheit, sondern ebenso: den Schutz der Minderheit. Ohne die Rechte der Minderheit ... herrscht nur die Demokratur. ... Nicht nur Flüchtlinge aus undemokratischen Gesellschaften bedürfen der Hilfe und integrativen Aufklärung über etwas, was sie bisher kaum kennen. Auch die deutsche Minderheit, die sich als schreiende Mehrheit fühlt, müsste erst lernen, wo Demokratie und Menschenrechte beginnen.“
Clausnitz zeigt politischen Kontrollverlust
Die Geschehnisse in Clausnitz stehen beispielhaft für einen politischen Kontrollverlust, wie er seit Monaten in Sachsen zu beobachten ist, resümiert die linksliberale Berliner Zeitung:
„Der Mob macht an allen Ecken des Landes mobil, Pegida fordert in Dresden seit Monaten zum 'Ausmisten' auf, die Stimmung zerrt an den Nerven. Manche Lokalpolitiker haben es offenbar immer noch nicht gelernt, mit ihren Leuten zu reden und Dinge zu erklären, bevor alles aus dem Ruder läuft. ... Clausnitz steht für komplettes Versagen und für die wuchernde Unfähigkeit, Dinge gemeinsam im Gespräch und in zivilisierten Formen zu regeln. Wenn Politiker sich nicht stellen und wenn auf der anderen Seite offensichtlich kein Funken Bereitschaft mehr besteht, den gewählten Politikern zuzuhören und Argumente anzunehmen, dann sind Demokratie und Gesellschaft am Ende, dann regieren bald Anarchie und Faustrecht. Clausnitz - das ist der Blick in den Abgrund.“
Die Barbaren sind wir
Die Ereignisse in Clausnitz zeigen deutlich, wie Europa dabei ist, sich abzuschaffen, meint das Nachrichtenportal Spiegel Online:
„Es gibt keinen demokratischen, europäischen, menschlichen Zusammenhalt ohne gemeinsame Werte, und diese Werte werden gerade vor unseren Augen vernichtet: Nicht durch die Flüchtlinge, oh nein, die uns erst an diese Werte erinnern, ein Testfall der existenziellen Art - sondern durch die Politiker fast überall in Europa, die den Kontinent in panischem Opportunismus in ein Schlachtfeld des Egoismus zurückverwandeln. ... Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Europäer damit angefangen, den Rest der Welt mit Erstaunen und Empörung zu betrachten, alles Barbaren außer uns. Aber das war falsch. Die Barbaren sind unter uns. Die Barbaren sind wir.“