Sadiq Khan ist Gegengewicht zu Jeremy Corbyn
Sadiq Khan könnte der Labour-Partei den Weg weisen, lobt die liberale Tageszeitung Phileleftheros:
„Er hat seiner Partei gezeigt, wie sie sich bewegen muss, wenn sie die nächsten Wahlen gewinnen will. Die Labour-Partei des sehr linken Jeremy Corbyn überzeugte nur einen kleinen Teil der Wähler. Politische Analysten glauben nach den Ergebnissen der Kommunalwahlen, dass die Konservativen die Favoriten für die Parlamentswahl 2020 sind. Der Bürgermeister von London hat Recht, wenn er sagt, dass Labour die Glaubwürdigkeit der moderaten Wähler und der Geschäftswelt zurückgewinnen muss. Dies sollte auch der Vorsitzende der Partei erkennen - was jedoch sehr schwierig scheint.“
Khan kein Beweis für Integration des Islam
Dass die Wahl des neuen Bürgermeisters von London nichts über die Integrationsfähigkeit des Islams aussagt, findet Jacek Dziedzina auf seinem Blog der Tageszeitung Gość Niedzielny:
„Die europäische und britische Linke freut sich, dass Sadiq Khan angeblich der Beweis für die Integration des Islams in eine demokratische Gesellschaft ist. Kurzum: dass man ihn zivilisieren kann. … Doch Khan ist kein typischer Vertreter der islamischen Gesellschaft. Er praktiziert die Religion nur im geringen Ausmaß. Einige Londoner Imame haben bereits eine Fatwa gegen ihn ausgesprochen, weil er die gleichgeschlechtliche Ehe unterstützt. Sadiq Khan ist mit Sicherheit Brite - genauso wie Millionen anderer Bürger dieses Landes ausländischer Herkunft. ... Sein Sieg ist nur die logische Konsequenz des gesellschaftlich-kulturellen Wandels, der auf der Insel seit Jahrzehnten zu beobachten ist.“
Londoner wählen Hoffnung statt Angst
Die Wahl Khans ist ein Beweis für die Weltoffenheit Londons, freut sich der Independent:
„Der Sohn eines Busfahrers und einer Schneiderin, aufgewachsen in einem Sozialbau, ist offiziell der Bürgermeister Londons. Sadiq Khans unglaublicher Aufstieg ins höchste Amt der Hauptstadt macht ihn nicht nur zum ersten muslimischen Bürgermeister von London, sondern gleichzeitig zu einer Bastion für Multikulturalismus, Integration und soziale Mobilität. Khan bat die Londoner, Hoffnung vor Angst zu wählen; ihn dabei zu unterstützen Geschichte zu schreiben und gegen Islamophobie und Negativpolitik aufzustehen. Und ratet mal was? Die Londoner haben genau das getan. ... Wir sollten den Fakt feiern, dass London dem Rest der Welt gezeigt hat, dass Hoffnung stärker ist als Negativität und dass jeder, egal mit welchem Hintergrund, in dieser unglaublichen Stadt alles erreichen kann.“
Glaube sollte egal sein, ist es aber nicht
Auch für den Standard ist es ein hoffnungsvolles Zeichen, dass Sadiq Khans Kontrahent sich nicht durchsetzen konnte:
„Sein Gegenspieler, der konservative Politiker Zac Goldsmith, setzte auf das in Europa derzeit um sich greifende Szenario, er setzte auf auseinanderdividierende Ängste und persönliche Untergriffe. Er verlor. Es ist tröstlich, dass konstruktive Politik jenseits von Panikmache in England durchaus eine Chance hat. Seit der Wahl mehren sich übrigens sowohl Stimmen, die Khan als Muslim feiern, der Bürgermeister wurde, als auch solche, die genau das verurteilen. Diese Hervorkehrung sei nicht passend. Einerseits haben diese Stimmen recht, es sollte 2016 egal sein, welches Glaubensbekenntnis oder welche Herkunft ein Bürgermeister hat. In einer Zeit, in der Schweineköpfe vor Moscheen landen, ist es aber gleichzeitig ein Geraderücken mancher Realitäten.“
Integration ist möglich
Ein Zeichen des Wandels der Gesellschaft sieht La Vanguardia in der Wahl des im Arbeiterviertel Tooting aufgewachsenen Muslims Sadiq Khan zum Bürgermeister Londons:
„Dass Khan den aus einer jüdischen Bankerfamilie stammenden und am Elite-College Eton erzogenen Konservativen Goldsmith besiegt hat, zeigt, dass die Herkunft immer unwichtiger wird. ... 'Ich möchte, dass alle Londoner dieselben Chancen haben, wie sie mir und meiner Familie zuteil wurden', sagte der neue Bürgermeister. Eine der größten Sorgen der europäischen Nationen sind die jungen Muslime, die sich aus gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Gründen ausgegrenzt fühlen und um die Fundamentalisten und Terroristen werben. Sadiq Khan könnte zum Vorbild dafür werden, dass Integration möglich ist. Eine exzellente Nachricht.“