Ein Papst feiert die Reformation
Zum Auftakt der Feiern zu 500 Jahren Reformation im kommenden Jahr besucht Papst Franziskus am heutigen Montag das protestantische Schweden. Dort treffen sich Katholiken und Protestanten zum gemeinsamen Gebet. Kommentatoren sehen darin eine starke Geste des Papstes, der die Leistungen Martin Luthers für alle Christen würdigt, statt das Trennende zu betonen.
Wundervolles Zeichen der Ökumene
Die Reformation ist es wert, dass Katholiken und Protestanten sie gemeinsam feiern, betont Trouw:
„Dass die Reformation zu einer Spaltung der Gläubigen führte, ist traurig. Doch es wäre armselig, wenn es bei dieser Feststellung bliebe. Denn die Befreiung, die das Denken von Luther für den Glauben vieler Menschen bedeutete, darf man nicht unterschätzen. ... Papst Franziskus wird im schwedischen Lund gemeinsam mit der Führung des Lutherischen Weltbunds ein gemeinsames Gebet sprechen. Das ist ein wundervoller und wichtiger ökumenischer Schritt. Franziskus hat sich seit seinem Amtsantritt als ökumenischer Papst gezeigt. Dass er sich dabei viel mehr als seine Vorgänger auch an die Protestanten richtet, ist lobenswert und nötig. … Auf institutioneller Ebene weicht der Papst zwar nicht von der Linie seiner Vorgänger ab. … Aber Franziskus zeigt sehr deutlich: Wir Christen sind vereint.“
Papst würdigt Luthers Vermächtnis
Dieser Besuch ist eine kleine Sensation, urteilt Jutarnji list:
„An die Ökumene haben wir uns allmählich gewöhnt. Vor allem wenn sie, mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken, auf institutioneller Ebene stattfindet, dort wo die Religion nicht nur ein ideologischer Apparat ist, sondern auch ein Hebel des Staats und seiner Politik. Papst Franziskus macht es anders. Mit seiner Entscheidung, zum Beginn der Feierlichkeiten, die den 500. Jahrestag der Reformation im kommenden Jahr einläuten, in das Reformationsland Schweden zu fahren, schickt er eine klare Botschaft. 'Ich glaube, dass die Intentionen Martin Luthers nicht falsch waren', sagte der Papst im Juni und bekräftigte es vergangene Woche im Vatikan. Jetzt lässt er seinen Worten Taten folgen.“
Schwedens Kirche nähert sich Rom an
Die schwedische Kirche war bis zum Jahr 2000 Staatskirche und ebnete der Homoehe den Weg. Trotz dieser Differenz zur katholischen Kirche kommt der Papst nun nach Schweden, freut sich Svenska Dagbladet:
„Bis 1951 durften Katholiken nicht in Schulen oder in der Pflege arbeiten, aber seitdem hat sich viel verändert. Die ehemalige Staatskirche nähert sich in mancher Hinsicht der katholischen an. In kirchlichen Räumen gibt es die Rückkehr von Ikonen und Marienstatuen. Zur gleichen Zeit ist sie aber in ihrer Auffassung von der Ehe eindeutig einen anderen Weg gegangen als große Teile des weltweiten Christentums. 500 Jahre nach der Reformation sind die Bedingungen für die Beziehung der schwedischen Kirche zu Rom sowohl besser als auch schlechter als je zuvor. Dennoch ist es von großem Wert, das aufgreifen zu können, was vereint. ... Dem sollten auch Nicht-Gläubige zustimmen können.“