Fessenheim: Ein Atomkraftwerk weniger
Am 30. Juni wurde das bis dato dienstälteste französische Atomkraftwerk Fessenheim im Elsass endgültig vom Netz genommen. Kritikern galt das 1977 in Betrieb genommene AKW seit Jahrzehnten als Sicherheitsrisiko. Deutsche Politiker und Umweltaktivisten begrüßten die Stilllegung, viele Beschäftigte und Anwohner kritisierten sie jedoch scharf. Deutsche und französische Kommentatoren sind ebenfalls uneins.
Region jetzt nicht im Stich lassen
Für die Saarbrücker Zeitung ist die Schließung des AKW eine gute Nachricht:
„Strom aus Atomkraftwerken ist zwar billig, aber es ist keine Zukunftstechnologie. Allein die enormen Sicherheitsprobleme beim Neubau des Druckwasserreaktors in Flamanville zeigen, wie gefährlich die Meiler sind, der Rückbau alter Anlagen ist kompliziert, die Frage der Lagerung des Atommülls alles andere als geklärt. Für die Gemeinde Fessenheim ist das Aus des Meilers allerdings ein schwerer Schlag, war er doch Garant für einen scheinbar nicht versiegenden Strom von Gewerbesteuereinnahmen. Er sicherte viele Arbeitsplätze und finanziellen Wohlstand. Aus diesem Grund ist nun die Politik in Frankreich und Deutschland gefordert. Sie muss der Region zügig unter die Arme greifen.“
Sinnlose Symbolpolitik
Zwei Ingenieure bewerten die Schließung in Les Echos negativ:
„Die Stilllegung von Fessenheim ist in jeder Hinsicht eine unergründliche Dummheit. Emmanuel Macron eifert Yannick Jadot nach - mit der Gewissheit, dass er ihn niemals erreichen kann. Denn die charismatische Figur der grünen Partei EELV wird ein leichtes Spiel haben, diese Symbolpolitik anzuprangern, weil sie selbst den totalen Ausstieg aus der Atomkraft fordert. Die EELV hat gerade in mehreren großen Städten große Siege errungen. Wird sie darauf bestehen, zu übermäßigen Kosten einen Sektor zu dekarbonisieren, der bereits zu 95 Prozent dekarbonisiert ist? Oder wird sie sich auf die Themen konzentrieren, die es uns wirklich ermöglichen, uns von fossilen Brennstoffen zu befreien: die thermische Renovierung von Gebäuden und die Mobilität?“