Griechenland muss Flüchtlinge entschädigen
Acht Jahre nach einem Bootsunglück mit Migranten hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Griechenland wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt. Im Januar 2014 kenterte nahe der Insel Farmakonisi im Beisein der griechischen Küstenwache ein Fischerboot mit Asylsuchenden. Bei dem Unglück kamen elf Menschen ums Leben. Die griechische Presse begrüßt das Urteil.
Schutz des Lebens ist Pflicht von uns allen
Die Entscheidung kommt zum richtigen Zeitpunkt, meint Maria Papamina, Anwältin und Koordinatorin des Rechtsdienstes des Griechischen Flüchtlingsrats in Efimerida ton Syntakton:
„Das europäische Gericht wirft der griechischen Regierung vor, nicht das ihr Mögliche getan zu haben, um Menschenleben zu schützen, und den Beschwerden der Geretteten über den Versuch der Hafenbehörden, sie in die Türkei zurückzubringen, nicht nachgegangen zu sein. ... Die Entscheidung kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, da die Zahl der Beschwerden über die Pushbacks in Griechenland dramatisch zunimmt. Diese gewalttätigen und illegalen Praktiken müssen jetzt aufhören. ... Der Schutz des menschlichen Lebens und der Menschenwürde ist die Pflicht und das Recht eines jeden und geht uns alle an.“
Verantwortung der griechischen Wähler
Das Wahlvolk trägt mit seiner Stimme Mitschuld an den Vorgängen, schreibt die Kolumnistin Elena Akrita im Webportal News247:
„Die griechischen Behörden haben sich der schändlichsten Dinge auf dem Planeten Erde schuldig gemacht. Unmenschlichkeit, Einschüchterung und die politische Instrumentalisierung schwacher Seelen. Aber auch andere sind schuldig, und diese wurden nicht vor Gericht gebracht. Sie laufen frei herum. Sie gießen die Blumen des Bösen mit ihrem Gift und ihrem Hass. … Für Farmakonisi sind nicht nur die griechischen Regierungen verantwortlich. Diejenigen, die für sie stimmen, sind ebenfalls schuldig.“