Shell verdoppelt Gewinn dank hoher Energiepreise
Der britische Ölriese Shell hat im Jahr 2022 einen Rekordgewinn von mehr als 38 Millarden Euro eingefahren und seinen Profit damit gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Grund für den Einnahmeboom sind vor allem die stark gestiegenen Öl- und Gaspreise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Muss man die Ölmultis zähmen?
Die Dividende zählt
De Volkskrant bedauert, dass der Konzern noch immer viel zu wenig in nachhaltige Energien investiert:
„Denn jede Investition in die Suche nach und den Abbau von neuen Öl- und Gasfeldern ist eine Investition in (mehr) Klimawandel. Dass die Temperatur weiter steigt, ist unausweichlich, aber je länger wir weiter nach fossilen Vorräten bohren und sie verbrennen, desto dramatischer werden die Prognosen. Und ja, eine Veränderung geht nicht von einem Tag auf den anderen. Aber es ist enttäuschend, dass ein Unternehmen wie Shell, das immer so viel Wert legte auf seine auf langfristigen Szenarien basierende Strategie, noch immer kurzfristigem 'Aktionärswert' die höchste Priorität einräumt.“
Unternehmen liefern, was Konsumenten fordern
Man sollte nicht den Konzern für die hohen Gewinne kritisieren, meint The Independent:
„Wir sind selbst schuld, dass wir an diesem Punkt angelangt sind. Wir sind süchtig nach fossilen Brennstoffen. Die Energiekonzerne verkaufen uns nur das, was wir haben wollen. Selbstverständlich sollten wir Shell und anderen eine beträchtliche Übergewinnsteuer auferlegen. Es würde – wie sie selbst zugeben – ihre Investitionspläne kaum verändern. ... Auch scheint es angesichts der Klimakrise und enttäuschender Fortschritte beim Erreichen der CO2-Emissionsziele von Cop26 töricht, ihnen Steuererleichterungen für die Erkundung neuer Gas- und Ölfelder einzuräumen.“
Für Moral ist Shell die falsche Adresse
Die Empörung trifft mit den Energiekonzernen die Falschen, meint Kolumnist Stevo Akkerman in Trouw:
„[Freiwillig mehr Steuern zahlen oder den Wiederaufbau der Ukraine unterstützen] werden sie nie tun, weil es gegen alles verstößt, auf dem unsere Wirtschaft fußt. Das ist das Wasser, in dem sie schwimmen. ... Wenn wir dieses unmoralische Denken einschränken wollen, dann sollten wir nicht auf Unternehmen wie Shell setzen, auch wenn es natürlich schön wäre, wenn ein Unternehmen es aus eigenem Antrieb täte. ... Wir müssen die Politik ansprechen, und die muss sich viel mehr aus den Verstrickungen mit den großen wirtschaftlichen Mächten befreien.“