Nahost: Will Iran die Eskalation?
Das autoritäre iranische Regime unterstützt bewaffnete Gruppen wie die radikal-islamische Hamas, aber auch die libanesische Hisbollah seit Jahren mit Geld und Waffen. Seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober hat Teheran nun mehrfach mit eigener militärischer Beteiligung gedroht, sollten Israel oder die USA "rote Linien überschreiten". Kommentatoren beleuchten die Rolle Irans in Nahost und bewerten die Gefahr einer Einmischung.
Bald könnten die Nachteile überwiegen
Der Politologe und Iran-Experte Mohammad-Reza Djalili analysiert in Telos:
„Die Ereignisse der vergangenen Tage scheinen auf den ersten Blick der ideologischen Agenda der islamischen Republik Iran zugute zu kommen: Einfrierung der israelisch-arabischen Normalisierung, erneute Beherrschung der regionalen und internationalen Bühne durch die Palästina-Frage. Sollte es der israelisch-amerikanischen Reaktion jedoch gelingen, die militärischen Kapazitäten der nicht-staatlichen Verbündeten Teherans zu schwächen, wird dies neue Investitionen Teherans in der Region erfordern auf Kosten der inneren Lage des Landes, die weiterhin explosiv ist.“
Genug andere Baustellen
Ein offener Krieg mit Israel liegt nicht im derzeitigen Interesse Teherans, glaubt Hospodářské noviny:
„Erstens ist der Iran nicht auf einen größeren Konflikt vorbereitet. Die Hauptpriorität des Ayatollah-Regimes ist die Aufrechterhaltung der Regierung und der Stabilität im eigenen Land, was langfristig problematisch genug ist. Teheran wird versuchen, Israel unter Spannung zu halten. Aber unter den Regimeführern gibt es laut Reuters einen Konsens darüber, dass das Hauptanliegen darin besteht, sich auf die innenpolitische Situation zu konzentrieren. Ob die Iraner ihre Hisbollah-Verbündeten im Südlibanon wirklich in Schach halten werden, ist schon wieder eine andere Frage.“
Leere Drohungen
Derzeit läuft vieles für Teheran, analysiert La Stampa:
„Verhandlungen mit Washington hatten zu einem Gefangenenaustausch und der Freigabe von sechs Milliarden Dollar iranischer Gelder in Südkorea geführt; auch die Aussöhnung mit Saudi-Arabien machte Fortschritte. ... Mit der Hamas-Offensive und vor allem mit der anhaltenden militärischen Reaktion Israels hat das iranische Regime weiter zugelegt: Die anti-israelische Stimmung in der arabischen Welt hat einen neuen Höhepunkt erreicht, und die Normalisierung zwischen Israel und Riad zum Nachteil der Palästinenser ist wieder in der Schublade verschwunden. Aber gerade weil Teheran bisher von der Situation profitiert hat, könnte es nur verlieren, wenn sich der Krieg ausweitet. Ein Konflikt zwischen dem Iran auf der einen und Israel und den USA auf der anderen Seite wäre für alle verheerend, auch für das iranische Regime.“
Mit Teheran muss man rechnen
Irans Nahost-Politik sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, warnt T24:
„Indem der Iran die Ansiedlung iranischer Bürger in den Golfstaaten fördert, setzt er eine langfristige demografische Strategie um. Der Anschlag vom 7. Oktober konnte nur mit iranischer Unterstützung stattfinden. Und mit dem Anschlag erstarrten die Linien, die sich gerade im Nahen Osten neu formten, plötzlich in Panik. Es ist sehr schwer vorherzusagen, was als nächstes passieren wird. Aber wer in der Region vorausschauend plant, muss jetzt den 'iranischen Einfluss' einkalkulieren. Der Iran mag nur wenige Freunde haben, aber die Zahl derer, die nicht mit ihm verfeindet sein wollen, ist ziemlich hoch.“