Kann die Luftbrücke die Hungersnot in Gaza lindern?
Die USA haben damit begonnen, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen aus der Luft mit Hilfsgütern zu beliefern. Am Samstag sollen 38.000 Mahlzeiten über dem Kriegsgebiet abgeworfen worden sein. Offenbar plant Washington eine großangelegte Aktion über die kommenden Wochen.
Völlig unzureichend
Durch eine Luftbrücke löst man die Hungersnot in Gaza nicht, schimpft La Stampa:
„Der Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft ist teuer, ineffizient und völlig unzureichend, um zwei Millionen Menschen zu ernähren, die nirgendwo hin können. Man weiß nicht, wer die Hilfe erhält und wer ausgeschlossen wird. Außerdem ist es riskant, weil die Hilfe aus der Luft unangekündigt über den Köpfen von Hunderttausenden von Menschen ankommt, die wissen, dass es nicht für alle etwas zu essen geben wird. … Videos zeigen, wie die Zivilisten in den Himmel blicken, auf den Strand zurennen und um die Lebensmittel rangeln. … Das Bild einer Hungersnot, die für die Vereinten Nationen 'fast unvermeidlich' ist.“
Hilfsaktion als Feigenblatt
Für De Standaard demonstriert die Luftbrücke eine Unentschlossenheit der internationalen Gemeinschaft:
„Die Hilfslieferungen durch die Luft zeigen, dass es sowohl den USA als auch Europa an politischer Überzeugung fehlt, um Israel zu zwingen, das Basis-Kriegsrecht zu respektieren. Lieferungen aus der Luft sind das letzte Mittel für humanitäre Einsätze. ... Wenn die Waffenruhe nicht schnell kommt und Hilfe nicht schnell strömt, beschmutzt die Schande von Gaza nicht nur Israel, sondern auch jeden Anspruch seiner Verbündeten auf das Kriegsrecht.“
Es braucht mutige Journalisten
Svenska Dagbladet vermisst eine ausgewogene Berichterstattung über die Ereignisse in Gaza, sieht jetzt aber neue Tendenzen:
„Die Korrespondentin des Schwedischen Rundfunks berichtete, dass der Krieg, den die Hamas vom Zaun gebrochen hat, in Gaza zu Hungersnot geführt hat und dass die Wut auf die Hamas wächst; es gibt spontane Proteste, bei denen verzweifelte Menschen demonstrieren. ... Warum aber war es darum bislang so still? Laut dem Schwedischen Rundfunk wagen es nur wenige Journalisten in Gaza, über die Demonstrationen gegen die Hamas zu berichten. Die Journalisten fürchten, als 'pro-israelische Verräter' abgestempelt zu werden. Es wird interessant sein zu sehen, welche schwedischen Journalisten sich trauen, diesem Stempel zu trotzen.“
Die Zeit drängt
Washington muss mehr Druck auf Israel ausüben, meint Irish Independent:
„Nie war es wichtiger, dass die USA mit viel Geschick die Führungsrolle übernehmen. Der Präsident muss auf konsequente Schritte zur Anerkennung eines unabhängigen palästinensischen Staats im Gazastreifen und im Westjordanland drängen. Das Gebiet wird in Schutt und Asche gelegt und viele Menschen dort hungern. Die Auswirkungen auf die Kinder sind verheerend und die Zeit ist nicht auf ihrer Seite.“