London will freie Rede an Unis kontrollieren
Die Regierung in London hat eine Initiative zum Schutz der Meinungsfreiheit an Hochschulen angekündigt. Unter anderem sollen Personen, denen die Teilnahme an Diskussionen verweigert wurde, dagegen Rechtsmittel einlegen können. Auch ein Posten namens "Verfechter der freien Rede" mit Kontrollfunktion ist geplant. Braucht es eine solche Initiative, um im Kontext meist konservative Meinungen zu verteidigen?
Kein Recht auf Behandlung mit Samthandschuhen
Die Initiative war dringend nötig, lobt Politikwissenschaftler Eric Kaufman in The Daily Telegraph:
„Die Bedeutung von 'Sicherheit' ist verdreht und verzerrt worden. Mittlerweile gilt es als Verbrechen, die Gefühle geschützter gesellschaftlicher Gruppen zu verletzen - oder zumindest stellen sich das die radikalen Aktivisten so vor, die das Recht beanspruchen, im Namen dieser Gruppen zu sprechen. ... Durch die Einführung von Grundsätzen, die die Freiheit von Akademikern vor emotionalen Sicherheitsansprüchen schützen, gibt uns unsere Regierung das Vertrauen zurück. Sie garantiert uns, dass wir unsere Aufgabe erfüllen und herausfordernde Thesen und Erkenntnisse innerhalb und außerhalb der Wissenschaft darlegen dürfen, auch wenn diese manchen unangenehm sind. Wir können jetzt alle ein bisschen durchatmen.“
Haben wir keine anderen Probleme?
Das britische Hochschulwesen steht momentan vor anderen, viel größeren Herausforderungen, schimpft Koluministin Gaby Hinsliff im Guardian:
„Präsentieren Sie uns ein Konzept für Studierende, die zu Hause festsitzen und 9.000 Pfund pro Jahr zahlen, um Vorlesungen aus ihren Schlafzimmern zu sehen, während die Universitäten Schwierigkeiten haben, das schwarze Loch zu schließen, das durch die unbezahlten Mieten von Studierenden verursacht wird. Machen wir uns doch bitte später Gedanken darüber, wer bei Debatten auf dem Podium sitzen darf, die dank des Lockdowns ohnehin nicht stattfinden. ... Aber bitte starten Sie keinen Kulturkampf, nur weil Sie keine besseren Ideen haben. Oder Sie werden feststellen, dass niemand daran teilnimmt.“