Heute leidet das digitale Proletariat
Die Arbeiter von heute müssen zwar nicht mehr unter miserablen Bedingungen in der Fabrikhalle schuften, wie im 19. Jahrhundert, machen aber die gleiche stupide Arbeit wie früher, schimpft die Tageszeitung Jutarnji list:
„Heute sitzt das Proletariat vor Monitoren und weiß nicht, ob es draußen regnet oder die Sonne scheint, ob es Tag oder Nacht ist. Sie stammeln immer wieder die gleichen stupiden Fragen oder Antworten mit Kopfhörern über den Ohren und dem Mikro vor dem Mund in einem Loch, das sich Call Center nennt. Das digitale Proletariat hat keine Möglichkeit, sich zu versammeln, geschweige denn zu streiken. Die Vision der eisernen Lady Thatcher, von einer Arbeiterklasse ohne Protagonisten und Antagonisten, ist wahr geworden. Sie haben den gestrigen Feiertag schweigend und malochend verbracht, glücklich, wenn der Zeitarbeitsvertrag nicht am Samstag abgelaufen ist.“
Gewerkschaften müssen sich neu erfinden
Um die Interessen der Arbeiterschaft wirklich zu vertreten, müssen sich die Gewerkschaften den neuen Zeiten anpassen, kommentiert die Wirtschaftszeitung Cinco Días nach der eher mäßigen Beteiligung an den Demonstrationen in Spanien:
„Der gestrige Maifeiertag hat wieder einmal die Defizite der Gewerkschaften bei der Mobilisierung auf der Straße und - noch schlimmer - der Repräsentation der Arbeiterschaft aufgezeigt. Niemand zwingt uns, in Sachen Vertretung der Arbeiterinteressen im 19. Jahrhundert zu verharren. Die Gewerkschaften müssen mit der Zeit gehen und sich an ihrem eigentlichen Sinn orientieren: der Verteidigung - oder in vielen Fällen der Wiedererlangung - der Rechte der Arbeiter. ... Die Gewerkschaften müssen einen Wandel vollziehen. Auch in Hinblick auf ihr Finanzierungsmodell und die Transparenz.“