Unterbindet Rumänien die Ehe für alle?
Im Herbst sollen die Rumänen in einem Verfassungsreferendum darüber entscheiden, ob die Ehe als Verbindung von Mann und Frau definiert und damit die gleichgeschlechtliche Ehe unmöglich gemacht wird. Nachdem das Parlament schon im Mai den Weg für eine Abstimmung freigegeben hatte, will die regierende PSD sie nun möglichst schnell umsetzen. Rumänische Kommentatoren fürchten das Schlimmste.
Minderheiten müssen bangen
Für den LGBT-Aktivisten Vlad Viski wird hier die Büchse der Pandora geöffnet, schreibt er in Adevârul:
„Die Verfassung zu ändern hätte nicht nur unmittelbare Folgen. Die Verfassung steht für die Wertebasis der Gesellschaft, in der wir leben. Heute geht es um Personen der LGBT-Gemeinschaft, schon morgen könnte es um das Abtreibungsrecht von Frauen gehen, um Roma, Ungarn oder behinderte Menschen. Wenn die Büchse der Pandora erst geöffnet ist, garantiert uns niemand mehr, dass es nicht noch viele weitere Abstimmungsthemen geben wird, bei denen bestimmten Bürgern vorgeworfen wird, nicht zum vorgegebenen, extrem restriktiven Standard zu passen. Die Initiative zur Verfassungsänderung geht uns deshalb alle an. Hier geht es um alle Menschen dieses Landes und darum, wie wir uns zum Staat und zu unseren Mitbürgern verhalten.“
Dragnea katapultiert uns ins Abseits
Aus Sicht des Hotnews-Kommentators Dan Tapalaga gräbt sich PSD-Parteichef Liviu Dragnea mit dieser Aktion sein eigenes politisches Grab:
„Ein Referendum über die traditionelle Familie abzuhalten, treibt uns einmal mehr in die Nähe der Visegrád-Staaten und weg von Westeuropa. Ob die Orthodoxe Kirche die Abstimmung unterstützen wird, ist fraglich, nachdem sie eine Reihe von Skandalen hinter sich hat, im Zuge derer hochrangige Prälaten beschuldigt wurden, homosexuelle Beziehungen zu unterhalten. Ich glaube, sie würde sich lächerlich machen. … Liviu Dragnea versteht nicht, dass er eine Grenze überschritten hat. In einem Land, das sich wie Rumänien in einem Meer von außenpolitischen Bedrohungen befindet, sind solche Aktionen der letzte Akt eines Parteichefs.“