Litauen diskutiert über Kritik an Nationalheld
Die litauische Schriftstellerin Rūta Vanagaitė hat den ehemaligen antisowjetischen Freiheitskämpfer Adolfas Ramanauskas beschuldigt, Mitglied des KGB gewesen zu sein und an der Vernichtung von Juden mitgewirkt zu haben. Historiker bestreiten dies, der Verlag nahm die Bücher Vanagaitės aus dem Handel. Litauens Kommentatoren wünschen sich, die Debatte würde besonnener geführt.
Putins nützliche Idioten
Die Kritik an Vanagaitė geht zu weit, auch wenn diese sich irrt, findet der Schriftsteller Tomas Venclova in Delfi:
„So ein Angriff erinnert mich an die Sowjetzeiten. ... Beliebt ist der Ausdruck 'nützliche Idioten', wenn man über diejenigen spricht, die keine Ahnung davon haben, dass ihr Wirken dem litauischen Feind in die Hände spielt. Diejenigen, die Vanagaitė öffentlich so hart angreifen und ihre Bücher vernichten spielen Putin das beste Material für seine Propaganda in die Hände, der der Weltöffentlichkeit beibringen möchte, dass in Litauen eine faschistische Stimmung herrscht. ... Ich bitte die Angreifer: Seid keine nützlichen Idioten und helft nicht Putin!“
Endlich die eigene Geschichte aufarbeiten
Warum die Äußerungen Vanagaitės solch hohe Wellen schlagen konnten, erklärt Lrytas:
„Litauen hat immer noch keine Bilanz seiner tragischen Geschichte gezogen, färbt sie am liebsten nur schwarz oder nur weiß. Entweder bist du ein Patriot oder ein Mistkerl. So lange die Historiker nicht beantworten, welchen Anteil Litauer und manche Partisanen an der Vernichtung der Juden hatten, bleiben Litauen und seine Öffentlichkeit angreifbar. Ein Skandal wie dieser kann immer wieder entstehen.“