Ex-Grüner stürzt über Missbrauchsaffäre
In Österreich ist der prominente Ex-Grünen-Politiker Peter Pilz zurückgetreten. Ihm wird vorgeworfen, Frauen massiv sexuell belästigt zu haben. Pilz galt als einer der wichtigsten linken Oppositionspolitiker im Parlament, in das er mit einer eigenen Liste eingezogen war. Einige heben seinen Rücktritt lobend hervor, andere vermissen eine aufrichtige Entschuldigung.
Pilz schafft Präzedenzfall
Mit seinem Rückzug aus der Politik wegen eines sexuellen Übergriffs hat der österreichische Ex-Grüne Peter Pilz Maßstäbe gesetzt, lobt Die Presse:
„Pilz hat - beabsichtigt oder nicht - so etwas wie einen Präzedenzfall geschaffen. Wer sexuell belästigt, wird künftig gehen müssen. ... Und das ist gut so, denn nur wenn die Folgen unangenehm genug sind, ändert sich lang toleriertes Verhalten. Wir alle, egal, ob Täter oder Opfer, stellen Kosten-Nutzen-Analysen an. Bislang war bei sexueller Belästigung das Risiko unfair verteilt: Die Opfer schwiegen aus Angst vor den Reaktionen meist peinlich berührt. Die Täter konnten sich darauf verlassen.“
Verniedlichung sexueller Übergriffe
Beim Rücktritt von Österreichs Ex-Grünem Peter Pilz vermisst Der Standard eine Entschuldigung des Täters:
„'Da wird bei mir schon etwas gefehlt haben' ist weder ein Schuldeingeständnis noch eine Bitte um Verzeihung, sondern genau jene Verniedlichung sexueller Übergriffigkeit, die die Debatte so schwierig und oft auch ungustiös macht. Indem sich Pilz als Opfer einer politischen Intrige darstellt und die sexuelle Belästigung von Frauen locker mit politischer Inkorrektheit gleichsetzt, verharmlost er das Geschehene. Das ist ein typisch männlicher, aber nicht nur Männern vorbehaltener Zugang und keinesfalls ein hilfreicher Beitrag zu der ohnedies heiklen Debatte über den Umgang mit sexueller Belästigung bis hin zu sexueller Gewalt.“