In Bayerns Amtsstuben ist das Kreuz bald Pflicht
In den Behörden des Freistaats Bayern soll ab Juni in jedem Eingangsbereich ein Kreuz hängen. Dieses sei ein Spiegelbild der kulturellen Werte der Deutschen, sagte der neue bayerische Ministerpräsident Markus Söder und ließ sich beim Aufhängen eines Kreuzes an seinem Amtssitz ausgiebig fotografieren. Die Entscheidung stieß vielerorts auf heftige Kritik - auch in den Reihen der Kirche. Zu Recht?
Religiöses Symbol wird politisch missbraucht
Dass Söder auf Kritik mit der Argumentation reagiert hat, das Kreuz sei kein religiöses, sondern ein universelles Symbol für die abendländische Kultur, findet Zeit Online überhaupt nicht überzeugend:
„Wer das tut, entwertet das christliche Zentralsymbol, weil er es profanisiert. Das Kreuz steht eben nicht für Kant, Voltaire oder für die großartige verfassungsmäßige Ordnung nach 1945, sondern für die wichtigsten christlichen Überzeugungen: Gott opferte seinen Sohn, um die Menschen von ihrer Erbschuld zu erlösen. ... Niemand muss diese Überzeugungen teilen, um ein guter Deutscher oder Bayer zu sein. Aber alle, die an diese Botschaften glauben, müssen den Missbrauch des Kreuzes als erklärtes politisches Kampfholz für geradezu widerwärtig, weil blasphemisch halten. Gott wird Söder vergeben. Das Verfassungsgericht hoffentlich nicht.“
Mutiges Bekenntnis zur deutschen Leitkultur
Die Tageszeitung Die Welt bewertet Söders Entscheidung positiv:
„In Bayern wird ... die Alarmbereitschaft [angesichts eines erstarkenden Islam] sichtbar und der Wille, dem Christentum seinen Stammplatz in der deutschen Leitkultur zu sichern angesichts dessen, dass die Errungenschaften einer Verfassung, die auf dem christlichen Menschenbild basiert, den Bach hinunterzugehen drohen. ... [W]enn etwas wirklich ganz eindeutig zur deutschen Identität dazugehört, dann ist es das Schwanzeinziehen im Bekenntnis zum eigenen Land, zur eigenen Religion und zu den eigenen Wertvorstellungen. Wir sind nicht nur Weltmeister beim Fußball, sondern auch beim Entschuldigen für die eigene Existenz, den eigenen Glauben und die eigene Meinung.“