Griechenland: Regierungsnahe Oligarchen festigen ihre Macht im Medienbusiness

In Griechenland befinden sich Print-, TV- und Multimedia-Angebote in den Händen weniger Unternehmer. Viele Medien stehen der konservativen Regierung von Nea Dimokratia nahe, die seit Juli 2019 an der Macht ist.

Evangelos Marinakis gilt als Freund der Familie des griechischen Premiers Kyriakos Mitsotakis. Dem Reeder gehören der Fußballverein Olympiakos Piräus sowie mehrere Zeitungen und Fernsehsender.
Evangelos Marinakis gilt als Freund der Familie des griechischen Premiers Kyriakos Mitsotakis. Dem Reeder gehören der Fußballverein Olympiakos Piräus sowie mehrere Zeitungen und Fernsehsender.
Der Reeder und Besitzer der Fußballmannschaften Olympiakos Piräus und Nottingham Forest, Evangelos Marinakis, konnte in den letzten Jahren seine Stellung in der griechischen Medienlandschaft stärken. Marinakis pflegt enge Beziehungen zur Familie des Premiers Kyriakos Mitsotakis.

Sein Medienunternehmen Alter Ego hat 2017 die hochverschuldete Mediengruppe Dimosiografikos Organismos Lampraki (DOL) gekauft. Damit wurde er unter anderem Besitzer der traditionsreichen Tageszeitung Ta Nea, der Sonntagszeitung To Vima sowie eines der größten Nachrichtenportale Griechenlands, in.gr. Er hält außerdem Anteile an Argos, dem einzigen griechischen Vertriebsunternehmen für Presseerzeugnisse, das wegen seiner Handelspraktiken in den Fokus des griechischen Wettbewerbskomitees und der EU-Kommission geraten war.

Marinakis wurde im Sommer 2019 auch noch Besitzer einer der sieben Lizenzen für private TV-Sender, die durch den Nationalen Fernseh- und Rundfunkrat im Jahr 2018 versteigert wurden. 2015 hatte die damalige linksgerichtete Regierung von Alexis Tsipras ein Gesetz zur Reform der Medienlandschaft verabschiedet und entschieden, die TV-Lizenzen neu zu vergeben. Bis dahin hatten die privaten Fernsehsender seit ihrer Gründung in den 1980er Jahren ohne endgültige Lizenz gesendet; die "provisorischen“ Lizenzen wurden ohne Wettbewerbsverfahren einfach immer wieder verlängert. Das Unternehmen Alter Ego erhielt im Herbst 2019 das audiovisuelle Archiv und das Logo von Mega TV, Griechenlands erstem privaten Fernsehsender, dessen Ausstrahlung 2018 zunächst eingestellt wurde, der jedoch seit Februar 2020 wieder sendet. Die Mehrheit der übrigen TV-Sender wird von Oligarchen kontrolliert, die bereits zuvor Fernsehsender betrieben hatten, wie zum Beispiel dem Vardinogiannis-Clan, der sich weiter im Medienbusiness ausgebreitet hat und Aktien von Alpha-TV und Star-TV besitzt.

Der Zeitungsmarkt ist durch die langanhaltende Finanzkrise besonders schwer getroffen worden. Die Verkaufszahlen vieler Zeitungen sanken drastisch, so dass mehrere Blätter schließen mussten. Hunderte Journalisten wurden entlassen, die Löhne wurden gesenkt. Durch die Corona-Krise gingen erneut Einnahmen durch Anzeigen verloren, hunderte Verkaufsstellen wurden während des Lockdowns geschlossen. Mehrere Printmedien kämpfen daher um ihr Überleben, trotz der staatlichen Unterstützung, die bereitgestellt wurde. Gleichzeitig ist die Zuschauerquote der großen TV-Kanäle deutlich gestiegen.

Die Bedeutung alternativer kritischer Medien bleibt in Griechenland hoch. Das Vertrauen in die traditionellen Medien nimmt dagegen kontinuierlich ab, da viele von ihnen finanziell zu einem großen Teil von politischen Einflüssen und Unternehmensinteressen abhängig sind. Der staatliche Rundfunk (ERT) steht unter Einfluss der Regierung und bei vielen privaten Medien ist klar erkennbar, welche Partei sie unterstützen. So lässt sich erklären, dass im Eurobarometer 2017 nur 22 Prozent der in Griechenland befragten Menschen angaben, dass sie Vertrauen in die TV-Sender haben, - der niedrigste Wert in ganz Europa. Und nur 33 Prozent sagten aus, dass sie der Presse vertrauen.

Medien und ihre Angestellten werden häufig von rechtsextremen Gruppen angegriffen, aber auch von der Polizei. So gibt es immer wieder Drohungen und Übergriffe gegen Journalisten und Journalistinnen, die über Geflüchtete berichten.

Während der Schuldenkrise rutschte Griechenland in den Pressefreiheitsrankings stark ab. Zwischen 2009 und 2014 verlor das Land laut Reporter ohne Grenzen 56 Plätze. Inzwischen gibt es zwar wieder eine deutliche Verbesserung, trotzdem schneidet Griechenland EU-weit immer noch schlecht ab.

Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen):
Platz 65 (2020)

Stand: April 2020
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