Portugal: Digitale Zukunftshoffnung

Die portugiesische Medienlandschaft steckt in einer schweren finanziellen und wirtschaftlichen Krise. Die Auflagen bedeutender Publikationen sind in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Nur ein kleiner Teil der Medienunternehmen hat es geschafft, den Sprung vom Print- in den Digital-Bereich zu meistern und damit Verluste wieder aufzufangen.

Zeitungsstand in Lissabon. (© picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Manu Fernandez)
Zeitungsstand in Lissabon. (© picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Manu Fernandez)
Die Arbeitssituation der meisten Journalisten in Portugal ist weiterhin prekär. Über ein Drittel von ihnen arbeitet auf Rechnung, ohne jegliche Absicherung und schlecht bezahlt. Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa, der in den 1970er Jahren Journalist war, weist immer wieder darauf hin, dass die finanzielle Krise des Mediensektors in Portugal die Demokratie langfristig infrage stellen könnte. Schwer angeschlagen ist insbesondere die Global Media Group, Eigentümerin der renommierten Tageszeitungen Diário de Notícias und Jornal de Notícias sowie des Nachrichtenradios TSF. Sie sah sich 2023 gezwungen, mehr als 150 Mitarbeitern zu kündigen, und konnte zwischenzeitlich die Gehälter nicht mehr bezahlen.

Ein Grund für die Schwäche dieser bisher diskursprägenden Titel ist im Digitalbereich zu sehen. In den vergangenen Jahren konnte man auch in Portugal die Umstrukturierung vieler Redaktionen und den Ausbau der digitalen Angebote beobachten. Dazu zählen Online-first-Maßnahmen, Aus- und Umbau der Websites, Apps und digitale Abos. Neue journalistische Projekte, wie etwa die 2016 gegründete digitale Wirtschaftszeitung Eco-Economia Online, die Wochenzeitung Jornal Económico oder die Onlineplattform Observador, konnten sich erfolgreich im Markt positionieren. Seit der Pandemie haben auch Publikationen wie Público, Expresso oder das Nachrichtenmagazin Sábado ein starkes Wachstum an Digital-Abos verzeichnen können. Bei den Titeln von Global Media ist es trotz Umstrukturierungen noch nicht gelungen, ein funktionierendes digitales Geschäftsmodell zu etablieren.

Geschichte und wichtigste Titel
Portugiesische Medien litten lange Zeit unter Zensur, die erst mit der Nelkenrevolution 1974 und dem damit verbundenen Sturz der Diktatur wegfiel. Einige Zeitungen wurden daraufhin verstaatlicht und kamen erst ab Ende der 1980er Jahre wieder in die Hände privater Eigentümer.

Die Rundfunklandschaft teilt sich heute in die öffentlich-rechtlichen Sender von RTP (TV-Kanäle RTP1 und RTP2, Radioprogramme Antena 1, Antena 2 und Antena 3) sowie die privaten Sender SIC, TVI und CMTV auf. Hinzu kommen große Medienholdings mit vorwiegend einheimischem Kapital und multimedialer Ausrichtung. Im Radiobereich betreibt die katholische Kirche den einflussreichen Sender Rádio Renascença. Als zuverlässigstes News-Radio gilt der private Hörfunksender TSF.

Der Zeitungsmarkt in Portugal ist überschaubar. Als wichtigstes Leitmedium gilt die Wochenzeitung Expresso, die noch während der Diktatur 1973 gegründet wurde. Sie erscheint freitags und hat eine liberale Ausrichtung. Unter den Tageszeitungen ist das 1990 gegründete Blatt Público stärkster Konkurrent. Weitere wichtige und landesweite Tageszeitungen sind Diário de Notícias, das auflagenstarke und in Porto gegründete Jornal de Notícias, das 2009 gegründete Jornal i, sowie das Boulevardblatt und auflagenstärkste Medium des Landes, Correio da Manhã. Das bedeutendste Nachrichtenmagazin ist Visão. Die wichtigsten Wirtschaftszeitungen sind Jornal de Negócios und Jornal Económico.


Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen): Platz 9 (2023)

Stand: Dezember 2023
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