Frankreich debattiert über Salafisten-Doku
Der geplante Kinostart des Dokumentarfilms Salafistes sorgt in Frankreich für Aufregung, denn er lässt unkommentiert islamistische Terroristen zu Wort kommen. Am Mittwoch entscheidet die Kulturministerin, ob der Film tatsächlich in die Kinos kommt. Ist Zensur angebracht?
Mordaufrufe fallen nicht unter Meinungsfreiheit
Der Film verbreitet Terrorpropaganda und darf auf keinen Fall gezeigt werden, findet die konservative Tageszeitung Le Figaro:
„Es sind genau die Worte und die Bilder dieser Wahnsinnigen, die bereits zu viel Gehör erhalten und zu oft gezeigt werden! Und wir wissen bereits, welche Wirkung sie auf potentielle Dschihadisten haben. Es ist empörend, dass [das öffentlich-rechtliche] France Télévisions Salafistes mitproduziert und somit das Unbeschreibliche mit staatlichen Geldern finanziert hat. Die Regierung wäre gut beraten, die Aufführung des Films in den Kinos zu verbieten, denn die Meinungsfreiheit gestattet keine Aufrufe zum Töten und zum Terror.“
Aufklärung darf nicht verboten werden
Einen so gelungenen Film über die Grausamkeit der Terroristen zu verbieten, wäre dumm, meint der Schriftsteller und Cineast Claude Lanzmann in der linksliberalen Tageszeitung Le Monde:
„Es bestürzt mich zu erfahren, dass eine abscheuliche Verschwörung im Gange ist, um die Aufführung des Films Salafistes von François Margolin und Lemine Ould Salem zu untersagen. Der Film ist ein echtes Meisterwerk, das besser über den Alltag unter der Scharia in Timbuktu, Mauretanien, Mali, Tunesien und Irak aufklärt, als es sämtlichen Büchern und Islamexperten bislang gelungen ist. Sieht und hört man den Protagonisten des Films zu, wie sie ihre unerschütterliche und gut verriegelte Ideologie verbreiten, wird einem klar, dass jegliche Hoffnung auf Wandel, auf Besserung, auf eine Einigung mit ihnen illusorisch und vergeblich ist. … Der Zuständige des Innenministeriums ist taub, blind und starrköpfig, denn er ordnet Salafistes der Kategorie 'Verherrlichung des Terrorismus' zu. Dummheit kennt keine Grenzen.“