Wann darf ein Mensch sterben?
Der britische Supreme Court hat geurteilt, dass Ärzte künftig bei Patienten in ständig vegetativem Zustand die künstliche Ernährung mit Einverständnis der Angehörigen einstellen dürfen. Dies war bislang nur möglich, wenn die Angehörigen vor Gericht zogen. Einige Journalisten loben die Entscheidung, für andere ist damit eine moralische Grenze überschritten.
Ein pragmatischer Umgang mit dem Tod
Der Supreme Court hat richtig entschieden, lobt The Guardian:
„Das einzige, was der Weg vors Gericht nach derzeit geltendem Recht erreichen würde, ist es, einen Prozess zu verzögern, komplizierter und wesentlich teurer zu machen, bei dem das Ergebnis unweigerlich das gleiche wäre. Der Rechtsspruch des Supreme Courts vom Montag behält noch - zu Recht - die Entscheidung für Gerichte in Fällen vor, bei denen es keine Einigkeit darüber gibt, was im besten Interesse des Patienten liegt. Argumente, es handele sich um eine gefährliche Rutschpartie, haben ein gewisses Gewicht, aber dieser Rechtsspruch hat seine Sicherheitsnetze. Die wirklich schwierigen und gefährlichen Schritte stehen bevor, wenn das Parlament die Gesetze zur Sterbehilfe auf Menschen bei vollem Bewusstsein ausdehnt.“
Das ist Euthanasie
Der Oberste Gerichtshof ist mit seinem Urteil zu weit gegangen, moniert The Times:
„Wohin führt uns diese Schlitterpartie? Die Richter sagen, dass Gerichte noch involviert sein werden in Fällen, wo Ärzte und Familien unterschiedlicher Meinungen sind. Aber es braucht nicht viel Fantasie, um sich ein Krankenhaus unter finanziellem Druck vorzustellen, das eine notleidende Familie bedrängt, die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr zu beenden, um die Länge und das Trauma eines Gerichtsverfahrens zu vermeiden. Und es braucht nicht viel Fantasie, um sich an einem späteren Punkt ein Urteil vorzustellen, bei dem die Wünsche der Familie kaum noch, wenn überhaupt, zählen. Leben mit dem Verweis auf Mitgefühl zu beenden, ist Euthanasie.“