Gedenktag für Stalinopfer in Russland
In Russland findet jährlich am 30. Oktober der Gedenktag für die Opfer der politischen Repression statt. Während es immer wieder Bemühungen gibt, Stalin zu rehabilitieren, wird an diesem Tag auch der Verbrechen gedacht, die unter dessen Herrschaft geschahen. Kommentatoren halten es für wichtig, Stalins Schuld in den Mittelpunkt des Gedenkens zu stellen.
Verbrechen lassen sich nicht relativieren
Aus dem Gedenken sollte eine Massenbewegung wie am 9. Mai werden, dem Tag des Sieges im Zweiten Weltkrieg, fordert Echo Moskwy:
„Das Land sollte nicht nur den endlosen Strom von Leuten sehen, die Porträts der Helden des Großen Vaterländischen Kriegs tragen, sondern auch einen Strom von Menschen mit Porträts derer, die in jenem Krieg umgebracht wurden, den Stalin und seine Bande gegen das eigene Volk führten. ... Wir verstehen und reflektieren das bis heute nicht in vollem Maße. Viele glauben sogar, dass da nichts Schlimmes passiert ist, die Ausmaße übertrieben seien und dass die Zeiten halt auch 'so waren'. ... Unsere kranke Gesellschaft wird nie genesen, wenn sie nicht anerkennt, dass in den 30 Jahren der Stalinzeit unser Land von einem Henker-Regime geführt wurde und dass dies Verbrechen waren, für die es absolut keinerlei Rechtfertigungen gibt.“
An Stalins Schuld gibt es nichts zu rütteln
Sozialpsychologe Sergej Solowjow empfiehlt in Iswestija, Schuld und Unschuld in der historischen Tragödie nüchtern zu bewerten:
„Nicht alle wegen politischer Gründe Repressierte waren unschuldig. Unter den Verurteilten waren auch echte Spione, Banditen, Kriminelle und Verräter. Doch die überwiegende Mehrheit - Arbeiter, Angestellte, Bauern - hat die Verbrechen nicht begangen, für die sie bestraft wurde. Und die große Masse der Bevölkerung der UdSSR wusste nichts von den Dimensionen der Repression. ... Was Stalin angeht: Viele möchten gerne denken, dass er nichts damit zu tun hat. Doch er wusste nicht nur von den Ausmaßen der Repression und der Willkür - er stand persönlich dem Strafsystem vor. ... Für diese Politik hat unser Land mit viel Blut bezahlt.“