Wie gefährlich ist China für die Demokratie?
Der Investor George Soros hat vor den Auswirkungen fortgeschrittener Technologien wie künstlicher Intelligenz in den Händen autoritärer Staaten gewarnt. Insbesondere Chinas Staatschef Xi Jinping werde so zum gefährlichsten Gegner der Demokratie - zumal das Land durch weltweite Investitionen seinen Einfluss ausbaue. Nicht alle Kommentatoren schließen sich dieser Meinung an.
Ein Big Brother namens Xi
Dagens Nyheter findet die Warnung vor China gerechtfertigt:
„Der alte chinesische Polizeistaat lebt noch und verwendet alle modernen Technologien, um seine Untertanen zu überwachen, zum Schweigen zu bringen und zu verfolgen. Die elektronischen Spuren von Menschen, DNA-Register und Hunderte Millionen Überwachungskameras, die Gesichter erkennen, werden zu einem gigantischen repressiven Apparat verwoben. Durch die Entwicklung künstlicher Intelligenz können die Möglichkeiten des 'Großen Bruders' unbegrenzt werden. Er ist Präsident, heißt Xi Jinping und hat das System darauf eingestellt, ihn zum mächtigsten Führer seit Mao Zedong zu machen.“
Niemand kann den Chinesen Paroli bieten
Die Chancen für Peking, seinen Einfluss in der Welt auszubauen, stehen derzeit besonders gut, analysiert La Libre Belgique:
„Die Volksrepublik 'baut Straßen, während andere Mauern errichten', reagierte der chinesische Außenminister auf Soros' Verbalattacke. Die Antwort trifft in Asien, Afrika und andernorts ins Schwarze. Sie bringt auf den Punkt, dass China umso attraktiver wird, als dass nicht nur Amerikas Führungsrolle bröckelt. Frankreich erschöpft sich im Debattieren, Großbritannien weiß nicht mehr, ob es in Europa bleiben will oder nicht, Deutschland erlebt eine Rückkehr der extremen Rechten, die westlichen Staaten werden von Populismus und Nationalismus vergiftet. Da weiß man nicht mehr, wer die Demokratien voranbringen und den Chinesen Paroli bieten kann.“
Der Westen ist doch auch nicht besser
Ria Nowosti nimmt Soros nicht ab, dass er um die Freiheit im Internet besorgt ist:
„Soros ist ein professioneller Finanzspekulant, der für seine Fähigkeit bekannt ist, aus Wirtschaftsproblemen unterschiedlicher Länder Kapital zu schlagen. Man muss äußerst naiv sein, um ernsthaft zu glauben, dass es ihm wirklich um den Kampf für die Freiheit der einfachen Bürger und den Schutz vor staatlicher Kontrolle per Hochtechnologie geht. Die Politik des US-Oligarchen, eine Trennlinie zwischen 'autoritärer chinesischer Überwachung' und 'freien westlichen Gesellschaften' zu ziehen, wirkt erst recht peinlich, denn in Sachen totaler Online-Überwachung übertreffen die sogenannten freien Länder des Westens partiell die mutigsten Fantasien George Orwells. Man denke hier nur an die Informationen, die Snowden geliefert hat.“