70 Jahre Massendeportationen aus dem Baltikum
In Estland wird am heutigen Montag an die Massendeportationen unter Stalin aus dem Baltikum vor 70 Jahren erinnert. Vom 25. bis 28. März 1949 wurden rund 90.000 Menschen verhaftet und nach Sibirien gebracht, darunter 20.000 aus Estland. Vertreter aus Medien und Forschung fordern eine angemessene Aufarbeitung und Erinnerung an die grausamen Ereignisse.
Juristische Aufarbeitung fehlt bis heute
Die Verbrechen des Kommunismus gehören vor Gericht verhandelt, findet Postimees:
„In den moralischen und historischen Bewertungen zur sowjetischen Vergangenheit und zum Kommunismus herrscht immer noch Chaos. Eigentlich wäre eine ähnlich konsequente Verurteilung wünschenswert, wie es beim Nationalsozialismus der Fall war. In Deutschland wurden in den 1940er Jahren die Nürnberger und in den 1960er Jahren die Frankfurter Prozesse abgehalten. In Russland gab es 1992 einen misslungenen Versuch, über die kommunistische Partei und das Regime zu urteilen. Schade, dass daraus nichts wurde. Auch wir hören noch heute, weit mehr als 20 Jahre nach dem Zerfall des Kommunismus, dass 'die Verbrechen zwar schrecklich waren, aber die Ideen ganz gut'. Den romantischen Blick auf Sozialismus und Kommunismus kann man nur schwer verstehen.“
Neue Stalins verhindern
Es darf nie dazu kommen, dass sich die Geschichte wiederholt, mahnen Sandra Vokk und Sergei Metlev vom Eesti Mälu Instituut (Estnischen Institut für Erinnerung) in Eesti Päevaleht:
„Die kommunistischen Machthaber haben diese Menschen als Banditen, Kulaken und Nationalisten bezeichnet. Die Ideen, die als Grundlage dafür dienten, sind bis heute nicht ausgestorben. ... Die kommunistische Ideologie nimmt neue Formen an, man darf die historischen Erscheinungen nicht vergessen und die Fähigkeit, totalitäres Denken zu erkennen, nicht verlieren. Die kommunistische Macht hat durch ein pseudowissenschaftliches Weltbild Feindbilder geschaffen und mit Propaganda und Terror zum Leben erweckt. Die Sprache der totalitären Regime war eindeutig: solange du nicht unschuldig gesprochen bist, bist du schuldig. Man muss an die Deportationen erinnern, damit nicht neue Stalins entstehen.“