Labour ohne klare Position zum Brexit
Die britische Labour-Partei will sich aktuell nicht für einen Verbleib Großbritanniens in der EU einsetzen und hat sich damit hinter den Kurs ihres Vorsitzenden Jeremy Corbyn gestellt. Die Partei, die damit weiter keine klare Linie zum Brexit hat, möchte sich erst im Fall eines neuen Referendums auf eine Position festlegen. Ist das die richtige Strategie?
Stille in der politischen Mitte
Dass der Labour-Parteitag den Brexit-Kurs von Jeremy Corbyn unterstützt, ist nur scheinbar ein Sieg für den Parteichef, analysiert De Volkskrant:
.„Corbyn hat offensichtlich weder vor, seine euroskeptischen Prinzipien zu leugnen, noch will er Wähler aus der Arbeiterklasse vergrätzen, die für den Brexit gestimmt hatten. Labour positioniert sich also in der Mitte der Brexit-Debatte. ... Das Problem ist aber, dass die Brexit-Debatte derart polarisiert ist, dass es in der politischen Mitte still geworden ist. In den Umfragen liegt die Partei jetzt bei nur 22 Prozent“
Endlich ein Kurs mit Versöhnungspotential
The Guardian hingegen lobt den Beschluss als politisch klug:
„Diejenigen, die anscheinend erst zufrieden sein werden, wenn Corbyn die EU-Flagge auf sein Gesicht tätowiert, vor dem Parlament campiert und 'Stop Brexit' brüllt, sollten bedenken, dass der Kulturkrieg das soziale Gefüge der britischen Gesellschaft sprengt. Wenn nicht versucht wird, diese schädliche Kluft zu überwinden, erwartet uns alle eine hässliche Zukunft. Wenn sich die Befürworter eines EU-Austritts bei einem weiteren Brexit-Referendum wie ein besiegtes Volk fühlen, das von siegestaumelnden Eroberern beherrscht wird, bleibt Großbritannien ein Pulverfass. Lohnt es sich, von Corbyn zu fordern, sich leidenschaftlich für einen Verbleib in der EU einzusetzen, wenn fast die gesamte Labour-Partei das ohnehin tun wird?“