Labour will zweites Brexit-Referendum
Labour-Chef Jeremy Corbyn fordert ein zweites Brexit-Referendum und will sich für den Verbleib in der EU einsetzen. Gegner und Anhänger hatten der Partei immer wieder vorgeworfen, keine klare Position zum Brexit zu beziehen, aus Angst, Wähler zu verprellen. Bei der EU-Wahl hatte Labour aber Stimmen an Parteien verloren, die sich gegen den EU-Austritt aussprechen. Was bringt die neue Klarheit?
Ausstiegs-Dynamik ist kaum noch zu stoppen
Wie realistisch überhaupt ein zweites Referendum ist, erörtert die Süddeutsche Zeitung:
„Voraussichtlich wird Johnson neuer konservativer Parteichef und Premier. Dann will er einen raschen Brexit notfalls ohne Abkommen mit Brüssel erzwingen. Diese Dynamik ist kaum noch zu stoppen. Hierzu müssten sich Corbyn und Labour schon mit Verve in den Kampf für ein zweites Referendum stürzen und mit Liberalen, Grünen, gemäßigten Konservativen, Gewerkschaftern und Wirtschaftsführern eine breite Volksbewegung auslösen. Nur falls Corbyn das will und falls es ihm gelingt, könnte er seine Fehler der Vergangenheit vielleicht noch gutmachen.“
So sollen innerparteiliche Wogen geglättet werden
Der Labour-Chef versucht, sich an der Spitze der Partei zu halten, beobachtet Gazeta Wyborcza:
„Am Dienstag tat Corbyn das, was er tun musste: In einer öffentlichen Stellungnahme kündigte er an, dass Labour das zweite Referendum und die Kampagne für einen Verbleib in der EU unterstützen würde. Er tat dies auch deshalb, weil er sich keinen Krieg mit den Gewerkschaften leisten kann zu einem Zeitpunkt, zu dem drei hochrangige Mitglieder des House of Lords die Partei verlassen, weil die Führung nicht auf antisemitische Äußerungen durch Parteimitglieder reagiert hat. Einer von ihnen, der ehemalige Parteisekretär Lord Triesman, nannte die Partei 'institutionell antisemitisch' und ihren Vorsitzenden sogar direkt einen 'Antisemiten'.“