Kampfansage an SUV-Käufer?
Die bei Autokäufern ungebrochen beliebten Stadtgeländewagen (SUVs) verursachen erhöhte Abgasemissionen. In der Schweiz sammeln Bewohner der Stadt Lausanne Unterschriften, um über 1,5 Tonnen schwere Autos aus ihrer Stadt zu verbannen; in Belgien will die Hauptstadtregion Brüssel die Steuer für Autos künftig nach deren Umweltbelastung ausrichten. Ist die Zeit der SUVs schon wieder vorbei?
Unsozial wie das Rauchen
Weil die Fahrzeuge so umweltschädlich sind, sollte die Nutzung von SUVs bestraft oder zumindest stark verteuert werden, fordert Irish Examiner:
„Die Internationale Energieagentur hat berichtet, dass die zunehmende Nachfrage nach SUVs den zweitgrößten Beitrag zur Zunahme der globalen CO2-Emissionen von 2010 bis 2018 geleistet hat. ... Abgesehen von der Elektrizität war kein Energiesektor für einen größeren Anstieg der CO2-Emissionen verantwortlich. Damit waren SUVs der Schwerindustrie - einschließlich Eisen, Stahl, Zement und Aluminium -, der Luftfahrt und der Schifffahrt voraus. Subventionierte Kraftstoffe tragen wohl dazu bei, diesen albernen Luxus möglich zu machen. Doch gedankenlose Eitelkeit spielt eine noch viel größere Rolle. Vielleicht ist es an der Zeit, unnötigen SUV-Besitz als unsozial wie das Rauchen einzustufen und entsprechend zu bestrafen.“
Mobilität vollständig umkrempeln
Endlich regen sich die Bürger, freut sich Historiker Michel Porret in seinem Blog bei Le Temps und drängt auf weitere politische Maßnahmen:
„Die in Lausanne gestartete Petition erweckt den Eindruck, dass der Gemeinsinn der Stadtbürger erwacht. ... Die dringende Einrichtung von 'Niedrig-Emissions-Bereichen' im Stadtgebiet erfordert eine Nulltoleranz für SUVs. Andernfalls müssen die politisch Verantwortlichen sich bald wegen unterlassener Hilfeleistung rechtfertigen. ... Wann wird die Umgebung von Schulgebäuden endlich von der Blechhorde befreit sein? … Der Streit um die SUVs muss zu einer schnellen Neukonzeption der gesamten Stadtmobilität führen, die sich insbesondere durch eine Verdichtung des Netzes öffentlicher Verkehrsmittel auszeichnet. Diese muss mit einer noch attraktiveren Tarifpolitik einhergehen, um die Menschen vom Gebrauch von Privatautos in der Stadt abzubringen.“
Ein Umdenken hat begonnen
Auch Belgien und Frankreich beginnen, gegen die luftverpestenden Sportgeländewagen durchzugreifen, beobachtet Slate erleichtert:
„Brüssel will nicht nur die am stärksten verschmutzenden Fahrzeuge besteuern. Die Hauptstadtregion möchte gleichzeitig die Nutzung des öffentlichen Raums in ein neues Gleichgewicht bringen. Die umgetauften Allrad-Autos nehmen mehr Platz ein als herkömmliche Pkws und stellen bei Kollisionen eine größere Gefahr für Fußgänger und Radfahrer dar. In Frankreich denkt man ebenfalls über einen Weg nach, um Autofahrer dazu zu bringen, sich nicht von nagelneuen SUVs verführen zu lassen. Eine Malus-Regelung für Pkws und die Besteuerung nach Fahrzeuggewicht sind Instrumente, die das Verhalten von Personen beeinflussen können, die vor dem Kauf eines Autos stehen, so wie es vor einigen Jahren bei Dieselfahrzeugen der Fall war.“