Niederlande: Aus für Silvesterfeuer am Strand
Den Haag hat die traditionellen Freudenfeuer am Strand zu Silvester verboten, nachdem es im vergangenen Jahr beinahe eine Katastrophe gegeben hatte. Ein zu hoher Turm aus Paletten, starker Westwind und Funkenregen ließen letztlich Autos und sogar Häuser brennen. Bürger der betroffenen Viertel Duindorp und Schevenigen reagierten mit Unmut auf das Verbot, zum Teil kam es zu Krawallen. Warum?
Die unbändige Kraft des Irrationalen
Die Feuer zu verbieten gleicht für die Bürger Duindorps einem Sakrileg, erklärt NRC Handelsblad-Kolumnist Christiaan Weijts:
„Wir wollen uns einsetzen für etwas, was unser individuelles Leben übersteigt - eine Marke, einen Gott, einen Verein, eine Familie - und rund um das Symbol bündeln wir dann unsere Kräfte. In Duindorp stand das Freudenfeuer für allerlei Identitäten und war damit auf dem gleichen Niveau von Religionen angesiedelt. Das Aufbauen der Freudenfeuer lehrten die Väter den Söhnen. Gestorbene Nachbarn wurden mit Porträts auf großen Leinwänden neben dem Brandstapel geehrt. Das Irrationale des gesamten Projektes war gerade seine große Kraft.“
Silvester wieder zum Fest für alle machen
In Sachen Silvesterbräuche war die Politik viel zu lange säumig, urteilt die Tageszeitung De Volkskrant, der auch das Feuerwerk ein Dorn im Auge ist:
„Den Haag muss die bittere Konsequenz der Tatsache akzeptieren, dass zu lange ein Ritual toleriert wurde, von dem bereits seit Jahren klar war, dass es bei starkem Seewind mit hohen Risiken verbunden war. Bei dieser Feststellung sollte es nicht bleiben: Vielleicht ist die Zeit für eine Regulierung aller Festivitäten rund um Silvester gekommen. Nicht nur in Den Haag, sondern überall in den Niederlanden. Denn beinahe nirgendwo ist der Jahreswechsel noch ein Fest für alle.“