Welche Beamten wollen wir?
Sowohl in Großbritannien als auch in Frankreich sind die Staatsdiener ins Visier der Kritik geraten. Während Boris Johnson Berater Dominic Cummings beauftragt hat, das Beamtentum zu reformieren, ist in Frankreich ein von Präsident Macron bestellter Bericht dazu erschienen, wie die Elite-Beamtenschule Ena geöffnet werden soll. Ob der Staatsdienst ein Sanierungsfall ist, treibt auch die Medien um.
Staatsdienst auf Abwegen braucht Kurskorrektur
Es ist höchste Zeit, den britischen Staatsdienst radikal umzukrempeln, meint The Daily Telegraph:
„Jeder mit Augen im Kopf kann sehen, dass sich diese Institutionen auf gefährliche Weise von den Menschen gelöst haben, denen sie dienen sollen, und dass der Premierminister versucht, den öffentlichen Dienst vor sich selbst zu retten. ... Staatliche Institutionen sind auf Abwege geraten, aber in ihrer derzeitigen Struktur ist ihr Kurs nicht leicht zu korrigieren. Beispielsweise haben es die Polizeibehörden mehrerorts eingestellt, nach Einbrüchen zu ermitteln - nicht, weil sie vom Parlament dazu aufgefordert wurden, sondern weil sie eine eigene Prioritätenliste erstellt haben und weitgehend selbstständig agieren. Das wiederum macht es nahezu unmöglich, sie zum Besseren zu verändern.“
Die Eliten sind nicht das Problem
Man soll das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, warnt der Unternehmer Nicolas Colin in L'Obs:
„Sich nun auf die Ena zu konzentrieren, wird den Herausforderungen nicht gerecht. Der Wandel, den wir heute erleben, verändert die Gesellschaft grundlegend und in all ihren Dimensionen. ... Wie es unsere Tradition will, befindet sich dabei der Staat an vorderster Front. Unsere Mitbürger sind es gewohnt, von demjenigen und denjenigen, die regieren, Rechenschaft einzufordern. Wir restlichen Franzosen haben unseren Staat lange Zeit als Organisation gesehen, die fähig ist, den Rhythmus zu bestimmen und die schwierigsten Probleme zu lösen. Aber seit ein paar Jahrzehnten schafft er das nicht mehr. Heute herrscht der Eindruck, dass die Administration machtlos ist, und das schürt Ängste.“