Wie Umweltzerstörung Pandemien befeuert
Während der Fokus der weltweiten Debatte langsam von der Eindämmung des Coronavirus zu den Auswegen aus den Beschränkungen für Wirtschaft und Alltag übergeht, scheinen zuvor dominierende "grüne" Themen wie der Klimaschutz von der politischen und gesellschaftlichen Agenda verschwunden zu sein. Europas Presse ist sich einig: Diese Themen sind nicht weniger dringlich geworden - eher im Gegenteil.
Massentierhaltung gefährdet Menschenleben
Für den Tages-Anzeiger zeigt die Corona-Krise, wie wichtig Tierschutz ist:
„[W]ie Sars, Mers oder Ebola ist Covid-19 von einer Fledermaus auf einen Zwischenwirt und dann auf den Menschen übertragen worden; bei HIV stand am Anfang ein Schimpanse. Zoonosen heissen diese Krankheiten in der Fachsprache - und sie nehmen weltweit zu. Schuld daran sind nicht die Tiere. Schuld daran sind wir. ... Die Massentierhaltung und der gigantische Fleischkonsum ... [führten auch] zu BSE, dem Rinderwahnsinn. Entstanden ist diese für den Menschen tödliche Krankheit damals vermutlich, weil sich vegetarisch ernährende Kühe mit Tiermehl gefüttert wurden - also mit toten Artgenossen. ... Die Forderung, mit Tieren anständiger umzugehen, hat also wenig mit romantischer Verklärung zu tun. Es zu tun, ist auch nicht nur ein Gebot der Moral. Es rettet Menschenleben. “
Kaputte Natur produziert tödliche Viren
Auch aus Eigennutz sollten wir mehr Rücksicht auf die Umwelt nehmen, argumentiert Avvenire:
„Retten wir die Menschheit, indem wir die Artenvielfalt schützen. Das ist kein naiver Slogan, keine Rhetorik: Es ist das, was die wichtigsten internationalen Organisationen und einige der bedeutendsten Wissenschaftler der Welt sagen. ... Die Vernichtung der natürlichen Lebensräume, die Zerstörung der Wälder und die Umweltverschmutzung durch den Menschen sind die Hauptursachen für die Verbreitung von Viren wie Covid-19. Und weil in diesem globalisierten sozioökonomischen System die Lebensbedingungen in den übervölkerten Megastädten jedem Gesundheitsstandard spotten, nimmt die Verbreitung pandemische Ausmaße an.“
Arbeitsplätze kein Argument gegen Nachhaltigkeit
Die Position, Umweltschutz könne in den Corona-Zeiten nicht die oberste Priorität sein, überzeugt Népszava nicht:
„Umweltschädliche Wirtschaftszweige und Strukturen zu erhalten, um Arbeitsplätze zu retten, ist in der jetzigen Krisenzeit eine nachvollziehbare, aber dennoch eine zynische Haltung. Wenn schon bislang nicht, dann sollte man jetzt endlich zur Kenntnis nehmen, dass die bestehenden Strukturen nicht zu halten sind. Unsere Gewohnheiten können nämlich zu einer noch zerstörerischen Katastrophe führen. Experten meinen, dass der Weg in die Zukunft vor allem in der lokalen Wirtschaft liegt. Zwar besitzt niemand den Stein der Weisen, aber mit dem gemeinsamen Nachdenken über Lösungen könnte man ja mal anfangen.“