Lula in Lissabon: Umstrittener Feiertags-Besuch
Brasiliens Präsident Lula ist auf Staatsbesuch in Portugal. Bei einem Gipfeltreffen mit seinem Amtskollegen Marcelo Rebelo de Sousa am Sonntag warb Lula erneut dafür, eine Gruppe von Staaten zu bilden, die sich "sowohl mit der Ukraine als auch mit Russland gemeinsam an den Tisch setzt". Am Dienstag, dem Jahrestag der Nelkenrevolution, soll Lula eine Rede im Parlament halten. Ist das eine gute Idee?
Öl ins Feuer ideologischer Grabenkämpfe
Visão hält es für einen Fehler, den kontroversen Präsidenten Brasiliens an diesem Tag auftreten zu lassen:
„Dass Lula an diesem Tag kommen soll, war eine verrückte Idee, und zwar aus mehreren Gründen. Der 25. April war schon immer ein Datum, an dem man sich gerne verschanzt. ... Es gibt diejenigen, die ihn für sich beanspruchen, und diejenigen, die ihn ablehnen; es gibt Spaltungen, Streitereien und ständige Auseinandersetzungen. Der 25. April als das Datum, das einer 41-jährigen Diktatur ein Ende setzte, darf weder Besitzer noch Gegner haben. ... Er muss allen gehören. ... Und es braucht nur gesunden Menschenverstand, um zu verstehen, dass eine Einladung an Lula da Silva, an diesem Anlass teilzunehmen, Öl ins Feuer gießt und die Verschanzung noch verschlimmert.“
Die Gelegenheit nutzen
In Público fordert der Politologe und Ex-Verteidigungsminister Nuno Severiano Teixeira die Gastgeber auf, Lula im Parlament zur Rede zu stellen:
„Lula muss mit der Würde des Staatsoberhauptes empfangen werden, das er ist. Und zwar eines Landes, mit dem Portugal historische und auch aktuell wichtige Beziehungen unterhält. Man muss ihm nüchtern und offen sagen, dass der Aggressor und das Opfer nicht dieselbe politische und moralische Verantwortung tragen: Wenn Russland aufgibt, endet der Krieg, wenn die Ukraine aufgibt, ist es das Ende der Ukraine. Der Zeitpunkt, dies zu sagen, ist sein Besuch in Portugal. Der Ort ist die Versammlung der Republik.“