Was hatten Macron und Meloni zu besprechen?
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am Dienstag die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni im Élysée-Palast empfangen. Bei den Gesprächen ging es um Asylpolitik, Ukraine und bilaterale Beziehungen. Beide Seiten gaben sich betont herzlich. Kommentatoren beleuchten, was die beiden trennt und vereint.
Die mögen sich nicht
Macron fühlt sich von Meloni bedroht, beobachtet Le Figaro:
„Sie bereitet Macron Kopfzerbrechen. Die beiden kommen aus unterschiedlichen politischen Richtungen und mögen sich nicht. Macron trauert seiner 'Bromance' mit dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Draghi nach. … Meloni stellt für Macron auf nationaler und europäischer Ebene eine Gefahr dar. … Die Verwandlung der italienischen Ministerpräsidentin in eine angesehene EU-Politikerin könnte eine Inspiration für Marine Le Pen darstellen. ... Und das italienische Beispiel einer Koalition zwischen der Rechten und der extremen Rechten könnte in Frankreich sowie im EU-Parlament als Vorbild dienen.“
Beim Stabilitätspakt ziehen sie an einem Strang
Gemeinsame Interessen schweißen zusammen, meint La Stampa:
„Italien ist ohne Frankreich niemals in der Lage, den Widerstand der Deutschen und der sogenannten 'sparsamen' Länder gegen eine Neudefinition der Kriterien des Stabilitätspakts zu überwinden. Und selbst Frankreich weiß - zumal die Achse mit Deutschland gerade hakt -, dass Italien ein hervorragender Sparringspartner sein kann, zumindest für diesen Schritt. Die beiden Politiker sind davon überzeugt, dass eine 'Rückkehr zu unangemessenen Parametern' unzulässig ist und dass sich die eigentliche Herausforderung der europäischen Governance auf Investitionen und nicht auf die Schuldenkontrolle konzentrieren muss.“
Die Wirtschaft ist der Kitt
Die engen Handelsbeziehungen zwingen zur Zusammenarbeit, analysiert Corriere della Sera:
„Es sind die von beiden Seiten hervorgehobenen Zahlen der jeweiligen Handelsbilanzen, die im Grunde einen verbindlichen Weg vorgeben. … So räumte am Ende des Besuchs von Meloni einer der engsten Mitarbeiter des französischen Präsidenten ein, dass es im Moment viel mehr Konvergenz zwischen Frankreich und Italien als zwischen Paris und Berlin gebe. Dabei handelt es sich nicht um eine Beobachtung, die das Verhältnis der Politiker der beiden Länder betrifft, sondern um eine Bestandsaufnahme der Prioritäten der beiden Staaten.“