Macron verschiebt Staatsbesuch in Deutschland
Es sollte der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland nach mehr als 20 Jahren werden. Doch aufgrund der Unruhen in Frankreich will Macron die Visite auf ruhigere Zeiten verschieben. Für Kommentatoren ist das geplatzte Treffen ein weiterer Stolperstein auf einem ohnehin gerade steinigen Weg.
Ein Verhältnis voller Missverständnisse
Die Kleine Zeitung bedauert die Absage:
„Frankreichs Präsident Macron hatte wegen der Unruhen im Land seinen Staatsbesuch in der Bundesrepublik absagen müssen. Die erste hochprotokollarische Visite eines französischen Staatschefs in Deutschland seit mehr als zwanzig Jahren. Die Beziehungen beider Länder stecken fest in Arbeitstreffen. Und in Missverständnissen. ... Frankreich sieht das europäische Projekt vorrangig als strategisches Konzept zur Stärkung der eigenen Machtbasis. ... Deutschland betrachtet Europa primär als Projekt des freien Waren- und Handelsverkehrs. ... Der Rheingraben ist tief.“
Schlechtes Image für Frankreich
Das Ansehen Frankreichs sinkt in Deutschland immer weiter, beobachtet der Germanist Jacques-Pierre Gougeon in Le Monde:
„Die deutsch-französischen Beziehungen durchlaufen eine schwierige Phase. Selten gab es so viele Themen, die zu Konflikten zwischen den beiden Ländern führten. Diese Uneinigkeit trägt zur Fragmentierung der EU bei. ... Ein weiterer Grund zur Sorge ist die Schwierigkeit des sozialen Dialogs in Frankreich. Während der Proteste gegen die Rentenreform zeigten sich die deutschen Medien sehr besorgt über das soziale und politische Klima in Frankreich. … Die aktuellen Unruhen bestärken diese harte Einschätzung der Medien. Und die Absage des Staatsbesuchs verstärkt das schlechte Image, das Frankreich in Deutschland hat.“