Kommt Belgiens Fluglotsenstreik zur Unzeit?
Drei Wochen nach den Terroranschlägen haben Fluglotsen-Streiks wegen der geplanten Anhebung des Renteneintrittsalters den Betrieb auf den beiden größten belgischen Flughäfen stark beeinträchtigt. Belgische Kommentatoren kritisieren die Aktion scharf.
Belgien sprengt sich selbst in die Luft
Nach den Anschlägen vom 22. März sind der Flughafen Zaventem und die Brüsseler Metro nur allmählich wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt. Dass nur kurze Zeit darauf die Fluglotsen zum Streik aufrufen, ist absolut unverantwortlich, findet die liberale Tageszeitung Le Soir:
„Das Land braucht nun keine Terroristen mehr, um zu explodieren. Es sprengt sich ganz allein in die Luft - dank seiner Absurditäten, seiner Verantwortungslosigkeit und seiner Possen. ... Haben wir jeglichen Realitätssinn verloren? Fehlt es uns schlicht an Verstand? … Belgien scheint nur mehr ein Kartenhaus zu sein. Die einzelnen Akteure handeln im Alleingang, ohne Führung, ohne gemeinsame Richtung, ohne kollektives Verantwortungsbewusstsein - und bewirken somit Belgiens Zusammenbruch. Selbst die Tarifverhandlungen am Dienstag haben nicht zu einem Sieg der Vernunft geführt. ... Das Schlimmste ist, dass nicht mehr auszumachen ist, wie und von wem das Land wieder auf die Beine gebracht werden kann.“
Egoisten in Elfenbeintürmen
Der Streik ist eine total verantwortungslose Aktion, wütet auch die linksliberale Tageszeitung De Morgen:
„Kann sich jemand vorstellen, dass die Feuerwehr in New York zwei Wochen nach 9/11 für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt hätte? ... Was dachten sich die Fluglotsen dabei, dass sie ihre privaten Forderungen über das allgemeine Interesse stellten, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wieder zu normalisieren? ... Wie gefangen muss man in seinem Elfenbein-Verkehrsturm sein, um mutwillig die Arbeit der Menschen [nach dem Anschlag auf dem Flughafen] in den Dreck zu ziehen mit seinem kollektiven Forderungsheftchen? ... Da stellt sich doch die Frage: Sind Menschen ohne die Grundeinsicht, dass dies echt nicht der Moment für einen Streik ist, in der Lage, die Sicherheit des Luftraums zu garantieren?“