Polen gedenkt Massaker von Wolhynien
In Polen wird dieser Tage an den Höhepunkt des Massakers von Wolhynien gedacht. Am 11. Juli 1943, dem sogenannten Blutsonntag ermordeten ukrainische Nationalisten Zehntausende polnische Zivilisten in der von der Deutschen Wehrmacht besetzten heutigen Westukraine. Nur eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Geschichte könnte zu einer Versöhnung der beiden Völker führen, analysiert die Presse.
Die Ukrainer wissen gar nichts vom Massenmord
Der unterschiedliche Umgang mit Geschichte trennt Polen und Ukraine auch nach mehr als 70 Jahren, analysiert Jagienka Wilczak vom Nachrichtenmagazin Polityka:
„Diese Frage teilt die Polen und die Ukrainer schon seit Jahren. Dieses Massaker wurde in der unabhängigen Ukraine nie als solches bezeichnet. Und man hat darin bestimmt auch keinen Völkermord gesehen. ... Für die Ukrainer ist die ukrainische Befreiungsarmee UPA ein Mythos und der Ursprung für die ukrainische Identität und Freiheit. Im Bewusstsein des gewöhnlichen Ukrainers existiert die Bezeichnung Wołyń [Ort des Massakers] einfach nicht. Und niemand weiß dort etwas von dem Gemetzel an den Polen. Es besteht die tiefe Überzeugung, dass die UPA mit den Kommunisten gekämpft hat. Nur die Historiker beider Länder sprechen schon seit Jahren davon.“
Aufarbeitung bietet Chance zur Versöhnung
In dem gegenwärtigen Streit über die gemeinsame Vergangenheit sieht Rzeczpospolita hingegen eine Möglichkeit, die Konflikte um die Geschichte friedlich beizulegen:
„Die jüngsten Spannungen, welche die Erklärungen des polnischen und des ukrainischen Parlaments hervorgerufen haben, könnten sogar eine Chance sein, dass endlich einmal die Wahrheit herauskommt. ... Es ist wichtig, dass sich unsere Völker endlich versöhnen. Aber die Grundvoraussetzung für diesen Prozess ist, dass man die Sünden sieht, die Verbrechen verurteilt und einander um Entschuldigung bittet und verzeiht. Dazu könnte auch die Geste des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko beitragen, der am vergangenen Freitag am Denkmal für die Opfer in Warschau Blumen niedergelegt hat.“