Anti-Trump-Demos: Erwacht der Widerstand?

Unter dem Motto "Hände weg" hat es am Samstag in den USA landesweit große Proteste gegen die Politik des Präsidenten Donald Trump gegeben. Die New York Times schreibt von Zehntausenden Demonstranten in Washington. Auch in New York, Los Angeles, Atlanta, Boston, Detroit und Chicago gab es große Kundgebungen. Europas Presse sieht an verschiedenen Stellen Widerstand keimen, verbindet das aber nicht nur mit Hoffnungen.

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Politiken (DK) /

Da entsteht was

Die Demonstrationen gegen Donald Trump an diesem Wochenende waren nur der Anfang, hofft Politiken:

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. ... Aber hoffentlich sind die Demonstrationen nur der Anfang. An vielen Fronten, sowohl im In- als auch im Ausland, nimmt der Widerstand gegen Trumps Politik rapide zu. ... So soll es sein. Je mehr man sich Schlägern wie Trump und seinem brutalen Vizepräsidenten J. D. Vance beugt, desto schlimmer wird es. Sie verstehen nur Macht. In den ersten 75 Tagen hatte Trump ein zu leichtes Spiel. Doch nun sind die Vereinigten Staaten und der Rest der Welt endlich aufgewacht und haben den Kampf aufgenommen.“

Adevărul (RO) /

Aufstand gegen senilen Anführer

Die US-Bürger werden sich die Torheiten Trumps nicht gefallen lassen, betont Adevărul:

„In nur zwei Tagen, Donnerstag und Freitag, sind an den Börsen 5 bis 6 Billionen Dollar 'weggeschmolzen'. Das hat selbst einfache Bürger, die ihre Ersparnisse an der Börse angelegt haben, verarmen lassen. ... Die Demonstrationen in ganz Amerika zeigen, dass vor allem die Normalbürger von den verrückten Maßnahmen betroffen sind, die Trump am Mittwoch angekündigt hat. ... Amerika hat eine lange demokratische Tradition und wird sich von den Torheiten eines senilen Anführers nicht in die Knie zwingen lassen, der offenbar nicht weiß, in welcher Welt er sich befindet, und zu viel Macht hat, die die Sicherheit und den Wohlstand Amerikas gefährdet.“

Kleine Zeitung (AT) /

Nur an der Wahlurne zu bezwingen

Die Proteste werden kaum etwas ändern, meint die Kleine Zeitung:

„Trump lachte darüber und spielte weiter Golf. Seine Republikaner haben die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Die Sicherheitskräfte und die Armee stehen unter seiner Kontrolle. Wer ernsthafte Veränderung will, wird in zwei Jahren bei den Zwischenwahlen anders abstimmen müssen. Bisher haben die Demokraten, die noch ihre Wunden lecken, dafür aber keine neue Strategie entwickelt. Vielleicht brauchen sie Trump auch einfach nur weitermachen lassen: Er erwies sich bisher selbst als sein gefährlichster Gegner.“

Público (PT) /

Die Plutokratie ist nicht allmächtig

Dass in Wisconsin die Demokraten eine wichtige Richterwahl für sich entscheiden konnten, ist für Politologin Marina Pereira Guimarães in Público ein gutes Zeichen:

„Die Wahl von Susan Crawford in den Obersten Gerichtshof von Wisconsin war eine seltene Ausnahme in der aktuellen politischen Landschaft der USA: Diesmal hat das Geld nicht den Ausschlag gegeben. Trotz einer Rekordsumme an Spenden von Milliardären, darunter Elon Musk, der mehr als 21 Millionen Dollar in die Kampagne des konservativen Kandidaten Brad Schimel investierte, sagten die Wähler nein. ... Crawfords Sieg zeigt, dass die amerikanische Demokratie selbst angesichts der Dominanz der Plutokratie und der Normalisierung des Tauschs von Geld gegen Macht vielleicht doch nicht so käuflich ist, wie man sich das vorstellt.“

Telegraf (UA) /

Putin ist der Nutznießer

Die Demonstrationen in den USA kommen Russland zugute, analysiert der Politologe Maksym Hardus in einem von Telegraf übernommenen Facebook-Post:

„Die Proteste in New York und Seattle, Slogans wie 'Stoppt den Faschismus!', Zusammenstöße zwischen der Antifa und der Polizei – all das scheint eine ideale Gelegenheit [für Moskau] zu sein, Washington in Schach zu halten. Wenn die Trump-Regierung ihre gesamte Energie auf die Hexenjagd, die Suche nach Verrätern im FBI und die Entlassung 'verdächtiger' Beamter konzentriert, verlieren die USA auf dem Feld der internationalen Politik an Schlagkraft. Und das öffnet dem Kreml ein Fenster der Möglichkeiten.“