Wird Macron Frankreich umkrempeln?
Emmanuel Macron, früherer Wirtschaftsminister der sozialistischen Regierung von Manuel Valls, hat am Mittwoch angekündigt, sich bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Frühjahr in Frankreich zur Wahl zu stellen. Das Echo der Presse auf die Kandidatur des Gründers der Bewegung En marche! ist zweigeteilt.
Endlich wieder ein Anlass zur Hoffnung
Darüber, dass in dieser düsteren politischen Lage ein Politiker mit frischen Ideen und optimistischen Äußerungen auftaucht, freut sich Le Vif/L'Express:
„Der Gründer der Bewegung 'En marche!' ist der Anti-Marine Le Pen-Kandidat par excellence. Niemand weiß, ob er im kommenden Mai gewinnen wird. Mit Akzenten, die an General de Gaulle erinnern, kommt dem früheren Wirtschaftsminister allerdings das Verdienst zu, es wenigstens zu probieren. … Indem Emmanuel Macron schneller als die anderen handelt, scheucht er die Politiker auf und mischt die Karten neu. Dies ist zweifellos das, was die politische Debatte braucht, die sowohl in Europa als auch in den USA von Bitterkeit geprägt ist. Vorerst verringert dies zwar weder das Leid, noch die Wut oder die Rachegelüste. Aber vielleicht gibt dies endlich neuen Anlass zur Hoffnung.“
Macron war selbst Teil des Systems
Dass sich ein wichtiges Rad im Getriebe des alten Systems plötzlich revolutionär gibt, macht Le Figaro misstrauisch:
„Die orientierungslose und rachsüchtige öffentliche Meinung wird mehr als schöne Worte verlangen. Es ist gut vorstellbar, dass die Franzosen ihm im Laufe der Wochen vorwerfen, der wichtigste Berater von François Hollande und dessen Minister gewesen zu sein, und dass sie sich folglich über sein plötzliches Vorhaben wundern, die alte Ordnung zu zerstören, die er selbst aktiv mitgestaltet hat. Steckt hinter dem eleganten Politikkünstler etwa ein gefährlicher Opportunist? Will er seine Redegewandtheit und seine Ausstrahlung dazu nutzen, einen beachtlichen Wahlbetrug zu wagen? Der bestünde darin, die Franzosen Folgendes glauben zu machen: Um sich François Hollandes zu entledigen, sollen sie für den stimmen, der so lange die Entscheidungen des Staatschefs gelenkt hat - mit dem Ergebnis, das wir kennen.“