Kroatiens größtem Konzern droht die Pleite
In Kroatien könnte der Zusammenbruch des größten Unternehmens des Landes 60.000 Arbeitsplätze kosten. Der Lebensmittelriese Agrokor von Geschäftsmann Ivica Todorić kann offenbar seine Schulden bei der russischen Sberbank nicht mehr zurückzahlen. Dass nun so viele Menschen um ihre Existenz bangen müssen, lastet die Presse nicht nur Todorić sondern auch dem kroatischen Staat an.
Heilige Kuh zu lange verschont
Die ganze Zeit hat der Staat bei Geschäftsmann Todorić ein Auge zugedrückt und nun zahlt ganz Kroatien die Zeche, schreibt Novi list wütend:
„Man rechnet damit, dass Agrokor bei einem Bankrott allein in Kroatien 150.000 Menschen mit in die Tiefe reißen würde - Todorićs Arbeiter und Zulieferer sowie ihre Familien. ... Während Finanzminister Zdravko Marić durch die Welt reist, um irgendwie die Staatsschulden zu refinanzieren, schuldet Todorićs Agrokor dem Staat 800 Millionen Euro Umsatzsteuer. Der Staat trägt Mitschuld an der drohenden Pleite. Jetzt soll mal keiner so tun, als hätte man nichts gewusst. Todorić war immer eine heilige Kuh. Die Antimonopol-Behörde traute sich nicht, ihn anzurühren. Die Finanzämter zitterten schon, wenn sie seinen Namen hörten. Regierungen verneigten sich vor seiner Wichtigkeit, Parteien biederten sich an und Medienhäuser schrieben Lobeshymnen auf ihren größten Werbekunden. Wegen einer verantwortungslosen politischen Kaste zahlt die Strafe jetzt ganz Kroatien.“
Agrokor muss gerettet werden - Todorić nicht
Weil Agrokor so wichtig ist für Kroatien, muss die Regierung alles daran setzen, das Unternehmen zu retten, fordert Večernji list:
„Als der russische Botschafter ordenbehängt und in Uniform verkündete, dass die russische Staatsbank Agrokor keine Kredite mehr geben will, war klar, dass der kroatische Hase Todorić auf der Abschussliste des russischen Bären steht. Todorić aber will vor niemandem niederknien und rechnet fest damit, dass Premier Plenković und seine ganze Regierung vom Sog der möglichen Agrokorpleite mitgerissen würden und deshalb gezwungen sind, alles dafür zu tun, um das größte kroatische Unternehmen zu retten. Agrokor zu retten, muss aber in keinster Weise auch bedeuten, Ivica Todorić zu retten. Die kroatische Regierung kann ruhig den größten kroatischen Tycoon loswerden. Doch Plenković muss seinen Stolz runterschlucken [er gilt als Russlandfeind], sich mit den Russen zusammensetzen, einen Deal aushandeln und Zeit kaufen, um die Arbeitsplätze zu retten, die Kroatien durch nichts ersetzen könnte.“