Frankreich: Minister will Flüchtlinge sortieren
Frankreichs Innenminister Gérard Collomb hat in einem Interview mit der Sonntagszeitung Le Journal du Dimanche angekündigt, dass die französischen Behörden zukünftig stärker zwischen Asylberechtigten und Wirtschaftsflüchtlingen unterscheiden werden. Letztere sollten effektiver in ihre Heimat zurückgeführt werden. Unter Frankreichs Journalisten ist die Empörung groß.
Die Mär vom guten und vom schlechten Flüchtling
Wie kann es sein, dass es in Europa so viel Raum für derart würdelose Äußerungen gibt?, fragt Bloggerin Agnès Druel in Mediapart:
„Welche Gesellschaft, die sich als aufgeklärt erachtet, kann befürworten, dass Personen aussortiert und nicht aufgenommen werden? Muss man ständig wiederholen, dass Frankreich ebenso wie Europa die Pflicht hat, notleidenden Personen Schutz zu bieten? Anstatt dieser Pflicht nachzukommen, verrennen sich unsere Politiker in nationalistischen und vereinfachenden Diskursen und rechtfertigen somit die Mär, dass es gute und schlechte Flüchtlinge gebe. Was ist mit uns hier in Europa passiert, dass wir solche Diskurse so leicht Fuß fassen lassen? … Was ist aus uns geworden? Wesen, die dem Leid anderer gegenüber gleichgültig sind und sich an die Privilegien verwöhnter Abendländler klammern?“
Nutzloses Gerede
Der Vorschlag ist absolut realitätsfern, wettert Contrepoints:
„Das ganze Gerede löst rein gar nichts und ist auch keine Antwort auf die Sorgen der vom massiven Zustrom verschiedenster Migranten betroffenen Bürger … Der Vorschlag, die Zuwanderer zu sortieren, ist äußerst nutzlos. Denn er würde die Verfahren, die bereits jetzt viel zu lange dauern, nicht beschleunigen. ... Dass sie so lange dauern, verursacht große Probleme, da sich die Ankömmlinge einrichten, während sie auf ihren Bescheid warten. Zudem sind Ausweisungen und Rückführungen an die Grenze ebenso selten wie kostspielig, und garantieren keineswegs, dass der Zustrom abreißt.“