Wie demokratisch ist die Fünf-Sterne-Bewegung?
Am kommenden Wochenende kürt die italienische Protestpartei Movimento Cinque Stelle (M5S) in einer Online-Entscheidung ihrer Mitglieder den Spitzenkandidaten für die Parlamentswahl im Frühjahr. Beobachter rechnen damit, dass Luigi Di Maio das Rennen machen wird: Er gilt als Thronfolger von Parteigründer Beppe Grillo und seine Gegenkandidaten sind wenig bekannt. Italiens Medien empören sich über ein abgekartetes Spiel.
Diese Kür ist eine Farce
Die ganze Aufmachung der Vorwahl widerspricht den hehren Versprechen des Movimento Cinque Stelle, kritisiert La Repubblica:
„Es ist eine selbstzerstörerische Farce, eine präfabrizierte Vorwahl, die Di Maio küren soll und ihm eine Art Spielzeugkrone aufsetzen wird. ... Die Bewegung will von unten her entstanden sein, vom Volk selbst hervorgebracht, und zwar als Alternative zur Politik der müden Rituale und abgenutzten Verfahren. Doch sie zeigt sich unfähig, sich selbst interne, kohärente Regeln der Demokratie zu geben, während sie diese nach außen hin zu predigen nicht müde wird.“
Grillo verführt sie alle
Huffington Post Italia fühlt sich bei der Vorwahl des M5S an Wahlen in Rumänien zu Zeiten Ceaușescus erinnert:
„Nicht unbedingt Beispiele der Demokratie. Doch die Anhänger des M5S sind gewillt, jede Verrenkung und jede eigenmächtige Verfügung Beppe Grillos zu schlucken, weil sein Charisma vorläufig noch die internen Spannungen im Zaum hält und die Enttäuschungen dämpft. Sie stören sich nicht einmal an dem verheerenden Zustand Roms nach eineinhalb Jahren M5S-Verwaltung, obgleich dies doch der lebende Beweis für die Unzulänglichkeit der Parteiführung ist. Hebe die Hand, wer - ohne von Grillos Verführungskünsten geblendet zu sein - angesichts der Ergebnisse von Virginia Raggis Politik [als Bürgermeisterin Roms] nun gerne Di Maio im [Amtssitz des Premiers] Palazzo Chigi sehen möchte: Jahrgang 1986 und ohne die geringste Erfahrung in Regierungsgeschäften.“