Wird die Krise im Gesundheitswesen ignoriert?
Der britische staatliche Gesundheitsversorger NHS stößt alljährlich im Winter an seine Grenzen, doch dieses Mal sprechen Ärzte und Pfleger von der größten Krise seit Jahrzehnten. Über 50.000 nicht akute Operationen werden verschoben. Auch in Irland kosten lange Wartezeiten in Notaufnahmen laut Berichten jährlich 300 Menschenleben. Doch Politiker nehmen die Krise noch immer nicht ernst, klagen Journalisten.
Es darf nicht nur um den Brexit gehen
Premierministerin Theresa May sollte den Zorn der Bevölkerung über die Probleme im Gesundheitswesen nicht unterschätzen, warnt The Independent:
„Laut Umfragen sind die Wähler zunehmend besorgt über den NHS. Die Notfallmaßnahmen dieser Woche werden dies noch verstärken. Sie werden bis zu 55.000 Menschen betreffen und auch deren Familien und Freunde werden es bemerken. Die Premierministerin plant im Zuge ihrer innenpolitischen Kampagne, die die Tories als 'fürsorgende' Partei darstellen soll, eine Neujahrsrede zum Thema Umwelt. Klimawandel, Plastikmüll und ein guter Umgang mit Tieren sind wichtig. Doch ihre Initiative wird die Wähler kalt lassen, solange die Probleme im Gesundheits- und Pflegesystem wachsen. May sollte diese direkt ansprechen. Gäbe es einen besseren Weg, uns davon zu überzeugen, dass die Regierung nicht komplett vom Brexit eingenommen wird?“
Beileidsbekundungen reichen nicht aus
Irlands Regierung muss dringend gegen den Notstand in den Krankenhäusern aktiv werden, fordert The Irish Times:
„Auch wenn ein Teil der Krise unseres Gesundheitssystems nur durch Langzeitpläne behoben werden kann, wird das Vermeiden von Entscheidungen im Hier und Jetzt das Leiden einer weiteren Generation bedeuten. Die Regierung muss sich jetzt auf eine konkrete Zahl zusätzlicher Krankenhausbetten festlegen. ... Wenn Gesundheitsminister Simon Harris und seine Kabinettskollegen endlich akzeptieren, dass unser Gesundheitssystem vor einer Kernschmelze steht, ist auch klar, dass verbindliche Maßnahmen beschlossen werden können, um die Bürger der Republik zu schützen. Bloßes Händeringen und Beileidsbekundungen sind nicht mehr genug.“