Hacker legen Lettlands Gesundheitssystem lahm
Lettlands Gesundheitssystem ist Ziel eines Hackerangriffs geworden. Am Dienstag wurde das Onlineportal für die Ausstellung digitaler Rezepte von tausenden Anfragen in der Sekunde aus mehr als 20 Ländern lahmgelegt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Lettische Kommentatoren kritisieren die Behörde scharf.
Der Pfusch des Jahrhunderts
Der Neurochirurg Renārs Putniņš ist in der Wochenzeitung Ir erzürnt über den Vorfall:
„Mit den investierten 14,5 Millionen Euro hätte das Online-Gesundheitssystem zum besten Internetportal Lettlands werden können. Stattdessen haben wir ein Produkt bekommen, das jedes Mal neu gestartet werden muss, wenn in China die Sonne aufgeht und die Menschen Bitcoins schürfen. ... Wo liegt das Problem? Wir sollten die Dinge endlich beim Namen nennen: Gier, Korruption, Inkompetenz und Schluderei. Vielleicht sollten wir endlich herausfinden, warum das Online-Gesundheitssystem gescheitert ist und wer daran schuld ist, damit solche Affären in Zukunft nicht wieder vorkommen. ... Und das Wichtigste ist, dass die Schuldigen das Geld aus eigener Tasche zurückzahlen. Auch ein Verkäufer muss Geld zurückerstatten, wenn er schlechte Ware verkauft hat.“
Verantwortliche stecken den Kopf in den Sand
Unmöglich findet Diena den Umgang der Behörden mit dem Angriff:
„Das Gesundheitsministerium sollte eigentlich einen Plan haben, wie man bei einem Cyberangriff vorgeht und wie die Gesellschaft informiert wird. Besonders dann, wenn sensible Daten über eine Person aus dem Portal gestohlen oder kompromittierende gesundheitsbezogene Informationen über die Person aus dem Online-Gesundheitssystem veröffentlicht werden könnten. ... Die in solchen Fällen typische Ausrede, das alles sei unbestätigt, reicht dann nicht aus. Die Behörden sollten das Ganze nicht in die Länge ziehen und sagen, sie recherchieren noch. Stattdessen braucht es eine direkte Reaktion, um Schaden am Ruf von Personen zu vermeiden.“