Wofür braucht Kroatien ein Nationalstadion?
Nach dem Erfolg des kroatischen Teams bei der Fußball-WM ist im Land die Debatte über den Bau eines Nationalstadions entbrannt. Was genau das sein soll und woher das Geld dafür kommen könnte, ist noch unklar. Kroatische Journalisten spekulieren aber bereits über die Beweggründe der Stadion-Befürworter.
Es geht um die Ehre
Das Nationalstadion soll wohl nur gebaut werden, um mit Serbien gleichzuziehen, meint Jutarnji list:
„Das ist die Chance für einen neuen Wettstreit mit den Nachbarn. Denn vor 20 Tagen kündigte noch ein Staat den Bau eines Nationalstadions an: Serbien. Um es noch schlimmer zu machen, soll dieses Nationalstadion doppelt so groß wie das hiesige werden und auch teurer. ... Können Sie sich den gekränkten kroatischen Nationalstolz vorstellen, wenn in Belgrad ein modernes Nationalstadion entsteht, während die Nachfolger von Luka Modrić im heruntergekommenen Maksimir spielen müssen? Wir haben eine dreimal bessere Mannschaft, doppelt so hohe Löhne, sind EU- und Natomitglieder. ... Es geht hier nicht nur um ein Nationalstadion, sondern um Nationalstolz.“
Prestigeobjekt für Politiker
Allein die Politiker werden von einem Nationalstadion profitieren, schimpft Večernji list:
„Die Emotionen werden genutzt, um daraus billige politische Punkte zu machen. ... Und dann geht es ums Geld. ... Das Stadion muss ja nicht nur von jemandem gebaut werden. Man muss auch jemanden schmieren, jemandem die Taschen füllen, die Preise aufblähen, denn wir wissen, wie so etwas in Kroatien schon seit Jahren läuft. Deshalb brauchen die [Politiker] ein Nationalstadion, nicht wir. Wir sollen nur still unser Geld geben, während die sich auf unsere Kosten fotografieren lassen.“